Mittwoch, 21. Dezember 2011

Schafft die Rente ab!

Hurra! Die Berechnungen für das nächste Jahr haben ergeben, dass nach vielzähligen Nullrunden, die Renten nächstes Jahr um 2,3% steigen werden, was einem monetären Wert von ca. 16 Euro entspricht. Was eigentlich ein Grund zur Freude sein sollte, könnte aber auch kritisch hinterfragt werden.
Denn auch wie in der Gesellschaft im allgemein zu sehen ist, geht die soziale Schere, im speziellen bei den Rentnern, immer weiter auseinander. Die wachsende Zahl der Rentner, die nicht mehr von der Rente leben können steigt, wohingegen sich ein beachtlicher Teil mit einer guten Pension, ein schönes Leben machen können. Und am Ende sind es die Arbeitnehmer, die steigende Sozialausgaben auch nicht mehr stemmen können. Ein Kreislauf, der nur durch eine Maßnahme durchbrochen werden kann. Schafft die Rente ab!

Es muss nicht verleugnet werden, dass es in Deutschland sehr viele gut verdienende Rentnerinnen und Rentner gibt. Gerade pensionierte Beamte, wo 2/3 mehr als 2000 Euro im Monat bekommen, kommen mit ihrer Rente gut aus. Aber genauso gibt es auch ökonomisch schwache Rentner, bei denen ca. 6% (800.000) Ende 2011 die Grundsicherungsrente beziehen müssen, wohingegen aber 94% der Rentner und Pensionierten stehen ( 20 Millionen), denen es so in dieser Form, in der Generation, nie mehr so gut gehen wird, wie den Folgegenerationen. Die Tendenz der Altersarmut wird weiter ansteigen. Und das, obwohl Rentner schon jetzt mehr bekommen,als ihnen nach dem Umlageverfahren zusteht.

Um soziale Gerechtigkeit herzustellen, muss auch ein Rentenausgleich innerhalb der jetzigen Rentnergeneration hergestellt werden. Das bedeutet aber auch die Idee vom sozialen Ausgleich leben, statt wie der ehemalige Ministerpräsident von Hessen, Hans Eichel, bei 9.600 Euro an Altersbezügen sich noch zusätzlicher Gelder zu erklagen.

Erinnern wir uns an die Ursprünge der gestzlichen Rentenversicherung: Im deutschen Kaiserreich führte Otto von Bismarck 1891, als letzte seiner Sozialversicherungen, die Rentenversicherung ein. Man ging damals von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren aus, bei einer damals deutlich geringeren Lebenswerwartung. Man konnte im Schnitt 13 Jahre nach dem Berufsleben die Rente in Anspruch nehmen.
Heute gibt es die Illusion, dass Menschen glauben, sie könnten 20 bis 25 Jahre von der Rente leben. Das umfasst jetzt schon teilweise zwei Generationen. Es kann nicht sein, dass es 25 Jahre lang soziale Transferleistungen vom Staat gibt, weil dieses System sonst an die Wand gefahren wird.

Das sind ökonmoische Utopien, die seit über 40 Jahren von den Parteien aufrecht erhalten werden, weil niemand bereit ist die notwendigen Reformen einzuleiten.
Und um die private Vorsorge gab es in den letzten Jahren nur den Vorstoß der SPD. Aber wirklich verdienen tun an der Riester Rente nur die Versicherer, sofern der Riester-Rentner nicht das 100. Lebensjahr erreichen, um das rauszubekommen, was man ein Leben lang über eingezahlt hat.

Der Generationenvertrag, der damals als Sinnbild für den sozialen Ausgleich stand, verdeutlicht heute ganz klar, dass dieses System zum Scheitern verurteilt ist: Auf einen Rentner sind früher zwei Arbeitnehmer gekommen. Heute hat sich dieses Verhältnis umgedreht, mit Tendenz zu einem dritten Rentner auf einen Arbeitnehmer. Das hat natürlich auch viel mit dem demographischen Wandel zu tun: Die Lebenserwartung steigt jährlich um 0,3%. Das macht in 10 Jahren wieder drei zusätzliche Jahre aus.

System mit Sackgasse

Das System der gesetzlichen Rentenversicherung beläuft sich darauf, dass die Einzahlungen gleich den Leistungen entsprechen müssen, damit wir von Generationengerechtigkeit sprechen können. Die aktuellen Rentner hatten kleine Abgaben, bei großen Leistungen und sind deshalb auch früher in Rente gegangen. Jetzt haben die aktuelen Erwerbstätigen aber höhere Abgaben für weniger Leistungen, sodass sich das Renteneintrittsalter nach hinten verschiebt. Dazu kommen auch noch die Beamten, die gar keine Ausgaben haben und trotzdem eine hohe Pension zugesichert bekommen. Die Schlussfolgerung bleibt, dass zukünftige Generationen gar nicht mehr von der Rente leben können, wenn sie nicht privat vorsorgen oder das ganze Rentensystem komplett umgekrempelt wird.

Die Folge: Die junge und mittlere Generation wird diesen Aufwand an Beiträgen nicht mehr finanzieren können. Das heißt, dass wir irgendwann über die Renten mit 70 und 71 reden müssen, genauso, wie das die Verdienenden auch mutiger im letzten Jahzehnt ihres Arbeitslebens denken müssen. Je nach Branche in der ich mich aufhalte, kann ich auch von heute auf morgen ohne Perspektive darstehen. Die Aussichten auch als Mittfünfziger einen Job zu bekommen, sobald er im Jobcenter ist, sei hier mal deutlich in Frage gestellt.

Ohne ein großer Prophet sein zu müssen, wird man sehen, dass es einen Crash der Renten-Kasse innerhalb der nächsten 10-12 Jahre geben wird. Die junge Generation sollte jetzt bereits nicht mehr in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen, weil man dieses Geld sonst nie wieder sehen wird. Das Gerechtigkeitsprinzip, dass die Abgaben gleich den Leistungen entsprechen sollen, wird komplett verletzt.

Die Alternativen

Die Seniorengenossenschaft in Riedlingen könnte als Vorreiter für ein bundesweites Projekt der Sozialreform gelten. Der Genossenschaftsgedanke in Riedlingen bezieht sich auf: Jeder hilft jedem. Die Helfer können sich das Stundenhonorar von 6 Euro /Stunde auszahlen lassen oder auf einem Zeitkonto ansparen für den Tag, an dem sie selbst Hilfe benötigen. Das Projekt läuft gut an und umfasst derzeit ca. 600 Mitglieder.

Ein zweiter Vorschlag wird u.a. von Lothar Späth (Ministerpräsident in Baden Würtemberg; 1978-1991) unterstützt. Nämlich das ein soziales Pflichjahr eingeführt wird, dass zwei mal im Leben absolviert werden muss. Das erste mal nach der Schule, das zweite mal vor dem Renteneintritt. Er begründet seine Maßnahme damit, dass die Rentnerinnen und Rentner heute noch fitter und vitaler sind, als sie es noch früher waren. Außerdem wünschen sich ältere Mitbürger mehr Verantwortung in der Gesellschaft und eine Beschäftigung, die dem letzten Lebensabschnitt nochmal Schwung geben soll. So soll sich diese Generation auch um Kindergartenkinder kümmern oder sich bei gemeinnütziger Arbeit engagieren.

So oder so wird uns die Rentenproblematik auch die nächsten Jahre noch weiter verfolgen und zukünftig noch häufiger Teil der politischen Agenda sein.

Denny Neidhardt

2 Kommentare:

  1. Die junge Generation sollte jetzt bereits nicht mehr in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen, weil man dieses Geld sonst nie wieder sehen wird.

    Es ist ja nicht so, dass das Geld das DU heute einzahlst, angelegt wird und später bekommst DU davon eine Rente. Von dem Geld, dass Du HEUTE einzahlst, wird ja der HEUTIGE Rentner bezahlt. DEINE Rente erwirtschaften ja später DEINE Nachfolger.

    Wenn DU also eine ordentliche Rente möchtest, sorge dafür dass NACH DIR genügend fleißige Arbeitnehmer einzahlen. Falls Du keinen Bock hast selber Heerscharen an Kindern groß zu ziehen, musst Du kreativ sein. Fremde Völker unterjochen, Gastarbeiter/Praktikanten schuften lassen, Roboter bauen, ..

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  2. Benjamin Schaller5. Januar 2012 um 10:02

    Wie ist denn deine Meinung zum Bedingungslosen Grundeinkommen als Alternative?

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