Mittwoch, 26. Oktober 2011

Gaddafis Tod – (k)ein Sieg für die Demokratie!?

Libyen feiert seine Freiheit. Die Bevölkerung fühlt sich erlöst vom diktatorischen Machthaber Gaddafi, der unter bislang als diffus anzusehenden Umständen durch einen Kopfschuss getötet wurde. Doch ist der Tod Gaddafis als solcher wirklich als Triumph für die Rebellen zu bewerten? Das Ziel der neu zu bestimmenden poltischen Führung sowie des libyschen Volkes sollte es sein, einen gerechten und demokratischen Rechtsstaat zu schaffen. Wäre es in Anbetracht dessen nicht das weitaus stärkere Signal gewesen, dem Despoten Gaddafi einen fairen Prozess zu gewähren?

Die unklaren Umstände dieses letzten Gefechtes von Sirte, welche aller Voraussicht nach nie wirklich aufgeklärt werden (es sei denn, ein wiedererstarktes WikiLeaks nehme sich der Sache an…), können die stattgefundene Hinrichtung Gaddafis nicht wesentlich verschleiern. Ein solcher Umgang mit politischen Verbrechern kann in meinen Augen nicht der richtige Weg sein. Wenn ein Land aus der Autokratie herausbrechen und die Brücke zur Demokratie bauen möchte, sollten diese ersten Schritte nicht mit Instrumenten der Diktatoren erfolgen – und zu solchen Instrumenten zählen auch Gewalt und Tötung von politischen Feinden.

Hier stellt sich die allgemeine Frage, wie die, sich als aufgeklärt und modern ansehende, westliche Welt mit Personen wie Gaddafi umgehen soll. Sie vor Gericht bringen, wie Slobodan Milosevic? Unmittelbar ihren Tod erzwingen, wie bei Osama bin Laden? Oder, was hier wohl als eine Art Mittelweg zu betrachten ist, gefangen nehmen und nach dem Prozess das Todesurteil vollstrecken, geschehen beispielsweise bei Saddam Hussein. Meiner Meinung nach kann es nur einen richtigen Weg geben: Mit der Todesstrafe, und letztendlich kann man davon ausgehen dass Gaddafi und bin Laden gewissermaßen auch von den jeweiligen Regierungen zum Tode verurteilt wurden, baut sich der Staat eine gewisse Allmacht auf und stellt sich auf eine Stufe mit Verbrechern. Gerade diese Allmacht ist es jedoch, die die Revolutionen in Libyen sowie anderen nordafrikanischen Staaten erst herausgefordert hat. Gleiches mit gleichem zu bekämpfen führt nicht in die gewünschte bessere Welt, sondern in einen Kreis.

Dass die Übergangsregierung die Chance verpasst hat, Gaddafi gefangen zu nehmen und seine lange Regentschaft vor Gericht aufzuarbeiten, muss natürlich nicht heißen, dass sämtliche Demokratiebewegungen nun ins Stocken geraten. Aber für deren Beschleunigung sowie der Bestätigung der Glaubhaftigkeit der Übergangsregierung (ein nicht zu unterschätzender Faktor, gerade in durch Korruption gebeutelten Regionen wie den nordafrikanischen Staaten) wurde hier ein Bärendienst erwiesen.


Benjamin Schaller

Dienstag, 18. Oktober 2011

Hallo Alice,

Zunächst mal möchte ich mich für die Unannhemlichkeit meiner grob unwürdig-maskulinen Anrede entschuldigen. Aber wie ich Ihrem Blog entnehmen kann, pflegen Sie diese Art der Eröffnung ja immer sehr gerne, sobald Sie Ihre Feindbilder mit Ihrer Feministinnen-Rhetorik denunzieren. Siehe auch Hallo Charlotte (Roche), Hey Bushido, Liebe Bischöfin Käßmann etc. Nun denn.

Zu meinem Bedauern konnten wir leider unser Gespräch nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit führen, weshalb ich mich gezwungen sah, Ihnen dieses virtuelle Schreiben zu übermitteln. Vor ca. zwei Monaten machte ich eine große Entdeckung, als ich mitbekam, dass Sie Ihre Autobiographie veröffentlichen werden. Aber damit noch nicht genug. Zudem wollten Sie die Buchveröffentlichung in Berlin, im deutschen Theater vorstellen. Was für mich quasi ein Heimspiel bedeutet, wenn, ja wenn da nicht diese komische Gebühr im Wert von zehn Euro von nöten gewesen wären, um die Ikone und das Aushängeschild des Feminismus einmal live zu sehen.

Vielleicht hätte ich mir das sogar gegönnt, hätten wir im Vorfeld die Möglichkeit gehabt uns über Ihren Lebensweg zu unterhalten. Zur Erinnerung: Etwa 1 ½ Monate vor Ihrer Buchpräsentation ging eine Interviewanfrage von DNP heraus, in der wir Sie baten sich für unser Magazin 20.Minuten Zeit zu nehmen. Doch aus dem Vorhaben wurde leider nichts. Es kam nicht mal eine Rückmeldung. Das hat uns innerhalb der Redaktion ziemlich betroffen gemacht, schliesslich befinden wir uns mit unseren Magazinen doch beide an den Rändern des guten Geschmacks. Sie mit Ihrem Emma(nzen)-Blättchen, wir mit unserem Polit-Untergrundmagazin.

Ist Feminismus eigentlich ein Premium-Produkt geworden? Ich gebe zu, dass ich es zunächst für einen Tippfehler gehalten habe,allenfalls für ein Jahresabo der Emma, als ich gelsen habe, dass es zwei Ausgaben der Emma für erschwingliche zehn Euro zum Kennenlernenpreis gibt, anstatt der Marktüblichen 9,80 pro Heft! Sind Emma-Leserinnen previligierter als der Rest? Was sind das für Leute, die dafür ein Magazin kaufen, um Literatur aus dem letzten Jahrhundert zu lesen. Ehrlich gesagt finde ich den Feminismus, in seiner heutigen Form, überholt und abgestumpft. Aber dazu nächstes mal mehr.

Scheinbar sind Sie, liebe Frau Schwarzer, mit dem Feminismus salonfähig geworden, bzw. haben sich so sehr damit vermarktet, dass es für sie nicht mal mehr Ansätze des Fremdschämens gibt, wenn Sie Kolumnen für die auflagenstärkste Tageszeitung des Springer-Verlags schreiben. Wohlgemerkt, wenn man Jahrzente lang für die Rechte der Frauen kämpft, gegen Unterdrückung und den ganzen anderen Unfug, macht man sich schon sehr unglaubwürdig, wenn sich zehn Zeilen unterhalb Ihrer Kolumne, Angelina aus Baden-Baden von ihrer allerbesten Seite zeigt. Warum geben Sie dann nicht gleich dem Playboy noch ein Interview? Gut zahlen sollten die doch wohl können.

Die Schlussfolgerung ist ziemlich simpel. Sie haben sich verkauft. Sie haben sich als Produkt an die Mechanismen des Geschäfts verkauft. Läuft Ihr Magazin denn so schlecht, dass Sie jetzt bereits Autobiographien und Arrangements bei anderen Zeitungen und öffentlich-rechtlichen Sendern verkaufen müssen? Da sind mir meine Gebühren-Gelder zu schade, als dass ich sie jede Woche bei Maischberger sitzen sehen muss. Wobei selbst bei Themen, zu denen sie gar keinen Bezug haben, eingeladen werden. Wortstark meldet sich dann Meinungsmacherin Schwarzer zu Wort und verkündet zum Thema Guttenberg, dass „Titelsucht ein deutsches Phänomen“ sei. Wo soll das noch enden? Wie weit sind Sie noch bereit die Grenzen des guten Geschmacks auszureizen?

So viel zu Ihnen. Nächste Woche kommt der Feminismus.

Lars Flinter