Samstag, 31. Dezember 2011

2012 – Die große DNP-Jahresvorschau

Zu tief ins Glas oder in die Glaskugel geschaut?  Während Fernseh- wie Radiosender und Nachrichtenmagazine mit Rückblicken auf 2011 nerven, prophezeie ich lieber die kommenden Ereignisse. Ob Olympia, Fußball-EM, die US-Präsidentschaftswahl oder die leidliche Jobsuche des Lothar Matthäus.


                                 (Quelle: tz-online.de) 
"Ich würd's machen!". Ob als "Wetten dass..?"- Nachfolger oder als Komparse in "the dark night rises" - 2012 könnte das Jahr des Lothar Matthäus werden!

Januar

Zum Jahresbeginn feiert Europa ein besonderes Geburtstagskind: Vor 10 Jahren wurde der Euro als Bargeld eingeführt, nun feiert die Einheitswährung sein erstes rundes Jubiläum. Wenig untypisch für Kinder in diesem Alter zeigt sich der Euro momentan als quengelnder Quälgeist, der Mama und Papa (personifiziert durch Frau Merkel und Monsieur Sarkozy) große Sorge bereitet. David Cameron spielt gar den bösen Onkel und löste die Familienbande aufgrund des unerzogenen Störenfriedes komplett auf. Fraglich, ob das Kindergeld in Milliardenhöhe, bereit gestellt durch Großvater (IWF) und Großmutter (EZB), die verzwickte familiäre Lage besänftigen können – zumal die traditionell schwierigste Phase des Heranwachsens, die Pubertät, dem Euro ja noch bevorsteht…

Februar

Karl-Theodor zu Guttenberg bastelt weiter an seinem Comeback. Um seine öffentliche Präsenz weiter auszubauen, unterschreibt der Baron einen Werbevertrag mit dem japanischen Elektronikkonzern Kyocera. Dessen Vorstandschef Tetsuo Kuba verkündet: „Karl-Theodor ist das ideale Testimonial für unseren Slogan wirtschaftlicher Drucken und Kopieren.

Beim ZDF läuft die Suche nach einem Nachfolger für Thomas Gottschalk weiter auf Hochtouren. Zwar trudeln täglich neue Absagen von den vermeintlichen Wunschkandidaten ein, dennoch ist nun ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen: Gegenüber einem RTL-Punkt-12-Kamerateam bekennt Lothar M. aus H.: „Ich würd’s machen!“

März

In Russland stehen Präsidentschaftswahlen an, dabei strebt Wladimir Putin eine Rückkehr auf seinen früheren Posten als Staatschef an. Nach den Vorkommnissen bei der letztjährigen Parlamentswahl werden verstärkt Wahlbeobachter eingesetzt. Die russischen Spitzenpolitiker zeigen sich einsichtig und bringen sich mit kreativen Ideen in die Wahlorganisation ein. Da Deutschland als korruptionsbefreiter Staat einen international hervorragenden Ruf genießt, verständigt man sich auf das Berliner Café King als lokalisierten think tank. Zudem wird bekannt gegeben, dass der frühere deutsche Spitzenschiedsrichter Robert Hoyzer als Wahlhelfer fungieren soll. Putin: „Ein Mann, der ein Talent dafür hat, Recht und Ordnung herzustellen. Und wir suchen Talente – keine Heiligen!“

Zwischenzeitlich hat Thomas Bellut seinen Posten als neuer Intendant des ZDF angetreten. In seiner Antrittsrede verkündet er: „So lange Markus Schächter und ich beim ZDF etwas zu sagen haben, wird Lothar Matthäus nicht einmal Kabelhilfe im neuen heute-Studio!“

Das deutsche Partyvolk bekommt wieder einmal einen Grund serviert, sich in schwarz-rot-geile Euphoriewellen zu stürzen. Dortmund ist Gastgeber der Tischtennisweltmeisterschaft, weshalb findige Eventmanager die Organisation von Fanmeilen, Vuvuzelas in Landesfarben sowie den allseits beliebten Autofähnchen in Gang setzen. Wie das Turnier sportlich verläuft – wen interessiert’s!? Hauptsache, es gibt einen Anlass zu Besäufnissen im Schatten vaterländischer Athleten!

April
Am 15.4. jährt sich der 100. Jahrestag des Untergangs der RMS Titanic. Grund genug für Hollywoods gewiefte Filmstudios, die Schnulze aller Schnulzen dem geneigten Publikum ein weiteres Mal bei Cola und Popcorn in den Kinos vorzuführen. Ganz innovativ: Digital nachbearbeitet darf das Geturtel von Leonardo di Caprio und Kate Winslet nun auch in 3D betrachtet werden…. was die Schmachtballaden von Céline Dion für alle männlichen Bewohner des Erdballes jedoch keinen Deut erträglicher werden lässt.

Mai

Die Landtagswahl in Schleswig-Holstein endet für die FDP – wie mittlerweile gewohnt – in einem Debakel. Lediglich 1,3 % der Stimmen bedeutet eine Platzierung zwischen der Anarchistischen Pogo Partei und den Grauen Panthern. Die Regierungskoalition bildet ein Bündnis aus SPD und Linkspartei – rot und rot steigen im Norden gemeinsam in die Kiste. Nicht nur führende CDU-Oppositionspolitiker vermuten in dieser Vereinigung „schlichtweg Liebe“!

Im aserbaidschanischen Baku findet eine weitere Auflage des Eurovision Song Contests statt. Ohne Lothar Matthäus – seine Casting-Bewerbung war von geringem Erfolg gekrönt, was den Rekordnationalspieler zu einem Rundumschlag gegen die Republik ausholen lässt: „Ich weiß, dass meine Chance für Deutschland anzutreten lediglich bei 5 Prozent lag. Mit meinem Namen wird einfach zu viel Schindluder getrieben.“ Kommentar Stefan Raab: „So lange Lena und ich beim Eurovision Song Contest etwas zu sagen haben wird Lothar Matthäus nicht einmal Backgroundtänzer der Gewinnerband!“

Die Allianz-Arena in München ist Schauplatz des Endspieles der UEFA Champions League – und, dies darf man zweifellos feststellen, hier treffen zwei Gegner aufeinander, durch welche dieses Fußballspiel zu Recht als Traumfinale deklariert werden darf. Glanz und Gloria, Elitestars des Weltfußballs, zwei Namen, die sämtlichen Rivalen die Knie schlottern ließen. Der geneigte Leser hat zweifellos erkannt: Die Endspielpaarung 2012 lautet FC Basel gegen APOEL Nikosia.

Juni

Gleich zwei 60-Jahres-Jubiläen werden in diesem Monat begangen: Queen Elisabeths Thronbesteigung sowie die erste Ausgabe der Bild-Zeitung lagen gerade einmal 22 Tage voneinander getrennt. Bleibt zu sagen: Wir freuen uns auf die nächsten 60 Jahre, werte Königin!

In Polen und der Ukraine wird die Fußball Europameisterschaft ausgetragen. Als Verkaufsschlager in den Stadien in Kiew, Donezk, Lwiw und Charkiw erweisen sich dabei frisch zubereitete Hot Dogs. Auf den Hund gekommen ist allerdings das ukrainische Team, Shevchenko, Tymoshchuk und Co. können das Vorrundenaus nach Niederlagen gegen England und Schweden nicht verhindern – was die Zuschauer allerdings natürlich nicht davon abhält, einzelne Torerfolge frenetisch zu bejubeln. Als Tormusik wählten die Veranstalter – wie sollte es anders sein – „Who let the dogs out?“

Juli

Die diesjährige Ausgabe der Tour der France läuft auf Hochtouren. Als Hauptsponsor der Frankreich-Rundfahrt tritt seit diesem Jahr die Apothekenkette Doc Morris auf. Lance Armstrong, zurückgetretener Rekordsieger, beschäftigt sich unterdessen als menschliches Versuchskaninchen für Laborstudien junger Chemiestudenten. „Ich treffe hier auf einige Talente, die mit ihren Fähigkeiten mein Leistungsvermögen noch weiter steigern können. Und ich suche Talente – keine Heiligen!“

Derweil beherbergt London die 30. Ausgabe der Olympischen Spiele. Die römische Bezeichnung XXX.-Olympiade stiftet allerdings reichlich Verwirrung: So betrachtet sich Lothar Matthäus als aussichtsreicher Favorit für einen regelrechten Medaillenregen und auch Silvio Berlusconi stattet der britischen Landeshauptstadt einen Besuch ab, zieht allerdings enttäuscht von dannen, als er bemerkt, dass es sich um eine Sportveranstaltung und keine Bunga-Bunga-Party handelt.

Passend zum Jahr der Fledermaus lässt Christopher Nolan einen neuen Batman-Film in den Kinos erscheinen. Nach dem Tod Heath Ledgers übernimmt diesmal Tom Hardy die Rolle des Gegenspielers Bruce Waynes. Ebenfalls für die Rolle beworben hatte sich – natürlich – der weiterhin arbeitslose Lothar Matthäus, welcher jedoch von Nolan abgewatscht wurde: „So lange Christian Bale und ich bei Batman etwas zu sagen haben, wird Lothar Matthäus nicht einmal Tankwart des Batmobils!“

August

Vor 2000 Jahren wurde Caligula geboren. Der einstige römische Kaiser gewann im Besonderen durch seinen Wahnsinn, einem Hang zur Gewalt und diversen ausgelebten Frauengeschichten an Bekanntheit. Lothar Matthäus: „Wer ist das? Ist sein Job frei?“

September

Angela Merkel lässt in einer parteiinternen Abstimmung die Fraktion entscheiden, ob zum Abendessen beim Italiener oder Griechen bestellt werden soll. Sie persönlich habe Appetit auf Gyros mit Tsatsiki. Die meisten CDU-Abgeordneten folgen gehorsam dem Appell der Kanzlerin, lediglich Wolfgang Bosbach pocht auf die im Grundgesetz verankerte Entscheidungsfreiheit und gibt sich seinem Wunsch nach einer italienischen Lasagne hin. Ronald Pofalla kommentiert süffisant: „Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen!“

In München fällt der Startschuss für das Oktoberfest. Weshalb trägt dieses rituelle Massenbesäufnis eigentlich diesen Namen, obwohl es kalendarisch im September platziert ist? Egal, Hauptsache Bier!

Die Computerspielmesse gamescom wird zum bereits vierten Mal in Köln abgehalten. Wie im Vorjahr lassen sich einige private Fernsehstationen den Spaß nicht nehmen, Kamerateams auf die Jagd nach Computerspielern zu schicken, die nicht ganz dem Mainstream-Gute-Zeiten-Schlechte-Zeiten-Ideal entsprechen. Pro Sieben lässt sich gar zur Ausstrahlung einer Sondersendung hinreißen: „Uri Geller live von der gamescom – Ufos und Aliens!“

Oktober
Der Oktober – ein guter Zeitpunkt für ein Oktoberfest! Wenn es nicht bereits im September stattgefunden hätte….

November

Die US-Präsidentschaftswahlen erregen weltweit großes Aufsehen. Barack Obama stellt sich der Wiederwahl und tritt gegen den Republikaner Mitt Romney an. Ebenfalls als Präsidentschaftskandidat an den Start geht Robert John Burck – besser bekannt als The Naked Cowboy vom Times Square in New York. Der FKK-Countrysänger erreicht mit stattlichen 1,5 % einen höheren Stimmanteil als hierzulande die FDP in den letzten Parlamentswahlen. Philipp Rösler kündigt daraufhin an, dass seine Parteifreunde zukünftig auch lediglich mit einem Cowboyhut bekleidet auf Stimmfang gehen werden. Außenminister Guido Westerwelle meldet sich erstmals in diesem Jahr zu Wort und verkündet begeistert: „Diese Kampagne wird der FDP neuen Aufschwung verleihen! Philipp Rösler hat das Talent, Leute für unsere Partei zu begeistern. Und wir brauchen Talente – keine Heiligen!“

Dezember

Am 21.12. endet eine Dekade des Maya-Kalenders. Esoteriker aus aller Welt deuten dies als Zeichen für den Weltuntergang. Dabei besagen andere Interpretationen, dass die Menschheit den Aufstieg in eine neue spirituelle Dimension zu erwarten hat! Für unseren Freund Lothar Matthäus bedeutet dies im Klartext: Die Jobsuche hat ein Ende! Silvio Berlusconi engagiert den Herzogenauracher als Event-Manager für seine weiterhin in schöner Regelmäßigkeit abgehaltenen Bunga-Bunga-Partys. „Er hat einfach ein Talent dafür, Frauen abzuschleppen. Und für diese Aufgabe brauche ich Talente – keine Heiligen!“

Benjamin Schaller

Mittwoch, 21. Dezember 2011

Schafft die Rente ab!

Hurra! Die Berechnungen für das nächste Jahr haben ergeben, dass nach vielzähligen Nullrunden, die Renten nächstes Jahr um 2,3% steigen werden, was einem monetären Wert von ca. 16 Euro entspricht. Was eigentlich ein Grund zur Freude sein sollte, könnte aber auch kritisch hinterfragt werden.
Denn auch wie in der Gesellschaft im allgemein zu sehen ist, geht die soziale Schere, im speziellen bei den Rentnern, immer weiter auseinander. Die wachsende Zahl der Rentner, die nicht mehr von der Rente leben können steigt, wohingegen sich ein beachtlicher Teil mit einer guten Pension, ein schönes Leben machen können. Und am Ende sind es die Arbeitnehmer, die steigende Sozialausgaben auch nicht mehr stemmen können. Ein Kreislauf, der nur durch eine Maßnahme durchbrochen werden kann. Schafft die Rente ab!

Es muss nicht verleugnet werden, dass es in Deutschland sehr viele gut verdienende Rentnerinnen und Rentner gibt. Gerade pensionierte Beamte, wo 2/3 mehr als 2000 Euro im Monat bekommen, kommen mit ihrer Rente gut aus. Aber genauso gibt es auch ökonomisch schwache Rentner, bei denen ca. 6% (800.000) Ende 2011 die Grundsicherungsrente beziehen müssen, wohingegen aber 94% der Rentner und Pensionierten stehen ( 20 Millionen), denen es so in dieser Form, in der Generation, nie mehr so gut gehen wird, wie den Folgegenerationen. Die Tendenz der Altersarmut wird weiter ansteigen. Und das, obwohl Rentner schon jetzt mehr bekommen,als ihnen nach dem Umlageverfahren zusteht.

Um soziale Gerechtigkeit herzustellen, muss auch ein Rentenausgleich innerhalb der jetzigen Rentnergeneration hergestellt werden. Das bedeutet aber auch die Idee vom sozialen Ausgleich leben, statt wie der ehemalige Ministerpräsident von Hessen, Hans Eichel, bei 9.600 Euro an Altersbezügen sich noch zusätzlicher Gelder zu erklagen.

Erinnern wir uns an die Ursprünge der gestzlichen Rentenversicherung: Im deutschen Kaiserreich führte Otto von Bismarck 1891, als letzte seiner Sozialversicherungen, die Rentenversicherung ein. Man ging damals von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren aus, bei einer damals deutlich geringeren Lebenswerwartung. Man konnte im Schnitt 13 Jahre nach dem Berufsleben die Rente in Anspruch nehmen.
Heute gibt es die Illusion, dass Menschen glauben, sie könnten 20 bis 25 Jahre von der Rente leben. Das umfasst jetzt schon teilweise zwei Generationen. Es kann nicht sein, dass es 25 Jahre lang soziale Transferleistungen vom Staat gibt, weil dieses System sonst an die Wand gefahren wird.

Das sind ökonmoische Utopien, die seit über 40 Jahren von den Parteien aufrecht erhalten werden, weil niemand bereit ist die notwendigen Reformen einzuleiten.
Und um die private Vorsorge gab es in den letzten Jahren nur den Vorstoß der SPD. Aber wirklich verdienen tun an der Riester Rente nur die Versicherer, sofern der Riester-Rentner nicht das 100. Lebensjahr erreichen, um das rauszubekommen, was man ein Leben lang über eingezahlt hat.

Der Generationenvertrag, der damals als Sinnbild für den sozialen Ausgleich stand, verdeutlicht heute ganz klar, dass dieses System zum Scheitern verurteilt ist: Auf einen Rentner sind früher zwei Arbeitnehmer gekommen. Heute hat sich dieses Verhältnis umgedreht, mit Tendenz zu einem dritten Rentner auf einen Arbeitnehmer. Das hat natürlich auch viel mit dem demographischen Wandel zu tun: Die Lebenserwartung steigt jährlich um 0,3%. Das macht in 10 Jahren wieder drei zusätzliche Jahre aus.

System mit Sackgasse

Das System der gesetzlichen Rentenversicherung beläuft sich darauf, dass die Einzahlungen gleich den Leistungen entsprechen müssen, damit wir von Generationengerechtigkeit sprechen können. Die aktuellen Rentner hatten kleine Abgaben, bei großen Leistungen und sind deshalb auch früher in Rente gegangen. Jetzt haben die aktuelen Erwerbstätigen aber höhere Abgaben für weniger Leistungen, sodass sich das Renteneintrittsalter nach hinten verschiebt. Dazu kommen auch noch die Beamten, die gar keine Ausgaben haben und trotzdem eine hohe Pension zugesichert bekommen. Die Schlussfolgerung bleibt, dass zukünftige Generationen gar nicht mehr von der Rente leben können, wenn sie nicht privat vorsorgen oder das ganze Rentensystem komplett umgekrempelt wird.

Die Folge: Die junge und mittlere Generation wird diesen Aufwand an Beiträgen nicht mehr finanzieren können. Das heißt, dass wir irgendwann über die Renten mit 70 und 71 reden müssen, genauso, wie das die Verdienenden auch mutiger im letzten Jahzehnt ihres Arbeitslebens denken müssen. Je nach Branche in der ich mich aufhalte, kann ich auch von heute auf morgen ohne Perspektive darstehen. Die Aussichten auch als Mittfünfziger einen Job zu bekommen, sobald er im Jobcenter ist, sei hier mal deutlich in Frage gestellt.

Ohne ein großer Prophet sein zu müssen, wird man sehen, dass es einen Crash der Renten-Kasse innerhalb der nächsten 10-12 Jahre geben wird. Die junge Generation sollte jetzt bereits nicht mehr in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen, weil man dieses Geld sonst nie wieder sehen wird. Das Gerechtigkeitsprinzip, dass die Abgaben gleich den Leistungen entsprechen sollen, wird komplett verletzt.

Die Alternativen

Die Seniorengenossenschaft in Riedlingen könnte als Vorreiter für ein bundesweites Projekt der Sozialreform gelten. Der Genossenschaftsgedanke in Riedlingen bezieht sich auf: Jeder hilft jedem. Die Helfer können sich das Stundenhonorar von 6 Euro /Stunde auszahlen lassen oder auf einem Zeitkonto ansparen für den Tag, an dem sie selbst Hilfe benötigen. Das Projekt läuft gut an und umfasst derzeit ca. 600 Mitglieder.

Ein zweiter Vorschlag wird u.a. von Lothar Späth (Ministerpräsident in Baden Würtemberg; 1978-1991) unterstützt. Nämlich das ein soziales Pflichjahr eingeführt wird, dass zwei mal im Leben absolviert werden muss. Das erste mal nach der Schule, das zweite mal vor dem Renteneintritt. Er begründet seine Maßnahme damit, dass die Rentnerinnen und Rentner heute noch fitter und vitaler sind, als sie es noch früher waren. Außerdem wünschen sich ältere Mitbürger mehr Verantwortung in der Gesellschaft und eine Beschäftigung, die dem letzten Lebensabschnitt nochmal Schwung geben soll. So soll sich diese Generation auch um Kindergartenkinder kümmern oder sich bei gemeinnütziger Arbeit engagieren.

So oder so wird uns die Rentenproblematik auch die nächsten Jahre noch weiter verfolgen und zukünftig noch häufiger Teil der politischen Agenda sein.

Denny Neidhardt

Sonntag, 11. Dezember 2011

Mittelschicht ade

Occupy-Movement, Obamacare und Anonymous, alles sozialistische Blüten in den Augen vieler Mittelschicht-Amerikaner oder zumindest sollen sie dies denken. In Deutschland hören wir gerne von der CDU ähnliches, was denn nicht alles Sozialismus sei.
Doch: Was genau war nochmal der Unterschied zwischen Sozialismus und Kapitalismus? Demokratie ist nur im Kapitalismus möglich und Demokratie bedeutet Freiheit – so die offizielle Meinung.
Was wir gerne vergessen, beide Systeme haben auch Gemeinsamkeiten. Eine von vielen Gemeinsamkeiten ist, dass kein Bürger beider Systeme frei ist.
Unangenehme Fragesteller verfrachten beide schon mal gerne ins gegnerische Lager, sobald Unannehmlichkeiten des Systems angesprochen werden. Um es in Merkel-manier auszudrücken, die Systemfrage ist „alternativlos“ für beide Seiten. Wobei der Sozialismus in der dritten Runde auf deutschem Boden als DDR ausgeknockt wurde. Erste Runde Straßenkämpfe zur Zeiten der Weimarer Republik, der Sozialismus taumelt. Runde zwei Helmut Schmidt verpasst der RAF, dem Reststraßenkampfsozialismus, den Todesstoß. Am Ende kehrt Schröder die DDR-/Systemsozialismusscherben ins Kabarett mit dem Hartz-IV-Besen.
Sollte ein System seine böse Fratze zeigen, antworten wir als gebildete Demokraten im einzig Freiheit gebenden System ebenfalls mit Merkel: „Um diese Probleme in den Griff zu bekommen, müssen wir eine gemeinsame Lösung finden.“
Ob dies nicht nur eine Phrase ist, die den Herrschenden die Erlaubnis gibt bedeutungsschwanger heisse Luft zu pusten, bis sie uns ausgeht und wir uns auf das andere medialaufgearbeitete Problem stürzen sollen, entscheidet sich an dem Wort „gemeinsam“.
Gemeinsam hiesse, als Demokratie besitzen wir alle einen Anspruch am Allgemeinwohl und damit an den Leistungen, die die BRD bereitstellt. Wäre die BRD ein Unternehmen so hätten wir einen Stakeholder Value. Wir wären in irgendeiner Form in die Erbringung der Leistungen und oder in die Ausschüttung selbiger eingebunden, wären also Teil der Wertschöpfungskette der Fabrik BRD. Doch ein richtiges Mitspracherecht haben wir nicht. Wir können ersetzt werden oder unsere Interessen sind kein Bestandteil der Gewinnerbringung. Wir sind die Nachbarn der Klebstofffabrik, deren Abgase unsere Lungen zerfrisst. Denn: Wir besitzen ja keine Anteile am Unternehmen.
Das sind die Shareholder, also Anteilseigner. Ihr Value, der Shareholder Value muss maximiert werden, denn ihr Geld ist es auch, das investiert ist im Unternehmen. Und jetzt dürfen wir in den Stammtisch verfallen. Wir dürfen von bösen Unternehmern reden, Investmentbankern, verlogenen Politikern und Rechtsanwälten.

Oder wir sprechen von der saublöden Mittelschicht in Deutschland, die vergessen hat, dass schon immer eine kleine Gruppe gesagt hat, wie es läuft. Wie waren die Besitzverhältnisse in Westdeutschland denn über die Jahrtauswende? Vielleicht ist das Heute ja etwas vollkommen Neues.
Erst gab es Sklaven und ihre Besitzer. Dann im Feudalismus Bauern und die Adligen, denen sie zu Frohndienst verpflichtet waren, sowie die Kirche und ihr Anspruch auf den Zehnten. Heute gibt es seit 1918 mit einer kleinen Unterbrechung von 12 Jahren, Uns und unsere Bank, der wir Schuldendienst leisten.
Im ostdeutschen sozialistischen Exkurs selbiges Bild. Eine kleine Gruppe, die den anderen sagt was sie zu tun haben, finanziert durch Banken aus dem Westen, damit ein neues IKEA-Werk hinter dem antifaschistischen Schutzwall im Land der Billiglöhne gebaut werden kann. Was war die Mauer also mehr als eine Fabrikwand, die den Abteilungsleitern unter Führung des Vorarbeiters Honecker, das Ausbeuten der Zwangsmitarbeiter im Tochterunternehmen der BRD erlaubte?! Nicht von Anfang an zugegebenermaßen. Doch die Waldorfschule mit eigenem Ackerbau hat mit dem Aufbau der Fabrikmauer den Betrieb umgestellt auf Billigprodukte für die Kinder der besseren (Wirtschafts-)Schulen im Westen.
Machen wir uns zwei Tatsachen klar, die zu einer Wahrheit führen:
1) Die Mittelschicht ist eine geschichtliche Anomalie. Der zweite Weltkrieg lies zum ersten Mal fast alle auf demselben ökonomischen Niveau zurück. Nun konnte sich jeder hocharbeiten, bis in den Sechzigern sich wieder einige von den anderen nach oben abgesetzt hatten. Seit dem bewegt sich die Gesellschaft wieder auf ihren Zustand vor dem Krieg zu: eine kleine Mittelschicht, viele Geringverdiener und wenige Reiche.
2) Schuldendienst ist das neue Herrschaftsinstrument. Schulden durch Miete, Leasingraten für das Auto, Bausparraten,… alle sollen sie ein passives Einkommen für die Gläubiger erwirtschaften.
Die Wahrheit nun ist frühestens 2400 Jahre alt und stammt aus dem alten Griechenland. Dem Land, in dem sich unsere Währung, der Traum vom Eigenheim und faulen Leben als Teil einer Mittelschicht für alle Europäer entscheidet:
Wir sind entweder Könige unter den Menschen oder die Vasallen dieser Könige (Thukydides).

Matthias Morrkopf

Freitag, 2. Dezember 2011

Die Machtergreifung der Technokraten

In Italien und Griechenland werden erstmals technokratische Regierungen installiert – Ein Modell mit Zukunft?

Am 9.November erklärte der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou seinen Rücktritt; drei Tage später sein italienischer Amtskollege Silvio Berlusconi. Beide wurden Opfer der gegenwärtigen Schuldenkrise in Europa. Während Papandreou sein eigenes Volk mit drakonischen Maßnahmen gegen sich aufbrachte, um an Hilfsgelder zu kommen, ist der wegen seiner Affären unbeliebte Berlusconi über den Zinsanstieg italienischer Staatsanleihen gestolpert. An ihre Stelle treten nun die Regierungen der parteilosen Wirtschaftsprofessoren Loukas Papademos und Mario Monti, bestehend aus Experten und Intellektuellen. Somit wird nun erstmals in Europa die Technokratie instauriert.

Gab es 1920 in der Sowjetunion und 1933 mit dem „New Deal“ bereits erste technokratische Vorhaben und Bewegungen, wurde die Technokratie, eine Politik mit rationaler und effektiver Planung und Durchführung, bis heute jedoch noch nie angewandt. Das Prinzip scheint simpel: Keine parteipolitischen Blockaden, keine leeren Versprechungen, um wiedergewählt zu werden, stattdessen die Umsetzung der von der EU Führung geforderten Sparpakete und eine Stabilisierung der wirtschaftlichen Situation, um damit wieder aus der Krise herauskommen.

Soweit die Theorie. Die Praxis sieht jedoch weitaus weniger euphorisch aus und offenbart die Kehrseite solcher Regierungen: Sie sind weder demokratisch vom Volk gewählt, noch bestätigt und treffen somit unpopuläre Entscheidungen, die vielleicht rational sein mögen, ohne jedoch die Meinung des Volkes zu beachten. Politiker hingegen können durch das Volk unter Druck gesetzt werden, was sie zum mehr Transparenz und Konsensfähigkeit zwingt.

Zudem lernt die Wirtschaft momentan ihre Grenzen kennen. Ganze Modelle, auf die sich Ökonomen jahrelang stützten, sind heute mit einem mal nicht mehr aktuell. Ben Bernanke, ehemaliger Professor an der Universität Princeton und heutiger Präsident der US-Notenbank FED, musste das 2007 erfahren, als er mit seiner Leitzinserhöhung eine Kreditklemme bei den Banken auslöste, die 2008 ihren Höhepunkt mit der Pleite von Lehman Brothers erreichte. Auch Technokraten sind nicht Fehlerfrei.

Hinzu kommt, dass die beiden vermeintlichen Retter für die Krise mitverantwortlich sind, in der ihre Länder heute stecken. Papademos führte als Gouverneur der griechischen Zentralbank den Euro in Griechenland ein, obwohl die Maastricht-Kriterien nicht erfüllt wurden. Monti ist als Berater von Goldman Sachs mitverantwortlich für den Verkauf von CODs, einer Ansammlung hochriskanter Kredite, an Europa, was ausschlaggebend für die Übertragung der Kreditkrise in den USA auf Europa war.

Dementsprechend skeptisch reagierten die Märkte auf die Amtseinführungen, die eigentlich für mehr Vertrauen in den Euro sorgen sollten und die diesen Monat, nach der irrtümlichen Herabstufung Frankreichs durch die US Ratingagentur Standard&Poor’s, um so dringender benötigt wird.

Aller Kritik zum Trotz: Man darf gespannt sein auf die Ergebnisse der neuen Ministerpräsidenten und des noch unverbrauchten politischen Systems.


Nino Zebiri

Samstag, 26. November 2011

Fankultur auf dem Prüfstand - ein Kommentar zur verhängten Strafe gegen die SG Dynamo Dresden

Das DFB-Sportgericht hat die SG Dynamo Dresden von der DFB-Pokalsaison 2012/2013 ausgeschlossen. Eine drakonische Strafe, deren Ursachen wohl zu großen Teilen in der derzeit im Großteil der Medienlandschaft vorherrschenden populistischen Berichterstattung zu finden ist. Keine Frage: Viele der Dynamo Anhänger haben über die Strenge geschlagen. Ein Stadionsturm ist genauso inakzeptabel wie Vandalismus im Stadion. Dennoch muss differenziert werden: Das Zünden von Pyrotechnik ist keinesfalls mit Gewalt und Ausschreitungen gleichzusetzen. Die vielerorts beschworene Gewaltwelle kann man sicherlich aus verschrobenen Statistiken heraus interpretieren (empfehlenswert hierzu ist zum Beispiel der Artikel „Das Ende der Eskelation“ in der aktuellen Ausgabe des 11 Freunde Magazins). Jedenfalls scheint es momentan schlicht im Trend zu sein, Fans aus der Kurve pauschalisiert und ohne jede Differenzierung zu Gewalttätern abzustempeln. Diese Welle der populistischen Berichterstattung zieht mit dem bereits angesprochenen Urteil gegen die SGD sowie dem Rückzug des Hauptsponsors des FC Hansa Rostock nun erste negative Folgen für die betroffenen Vereine nach sich. Das Thema an sich ist zu komplex, um es nun in aller gerechtfertigten Bandbreite zu kommentieren. Gerne bin ich aber bereit, mögliche Reaktionen auf diesem Blogeintrag mit einem Diskussionseinstieg zu erwidern. Jetzt im Moment möchte ich mich jedoch darauf beschränken, auf die Aussagen von DFB-Sportrichter Hans E. Lorenz (verantwortlich für das Dynamo-Urteil) einzugehen:

„Fußball ist zur Zeit eine der größten Bühnen unserer Gesellschaft. Auf dieser Bühne suchen viele einen Platz oder eine Nische, das gilt auch für gewaltbereite Menschen. Nie war die Gewalt in unseren Fußballstadien größer als in diesem Jahr“

Nie war die Gewalt größer? Wie gesagt … wenn man sich lediglich auf verfälschte Statistiken beschränkt – ja, vielleicht. Es ist allerdings weithin bekannt, dass die Hooliganphase im deutschen Fußball weitgehend beendet ist. Und, auch wenn die Ultrakultur sicherlich nicht aus Chorknaben besteht (diesen Vergleich greife ich von Cherno Jobatay aus seiner Sendung „log-in“ auf), die meisten Gesetzesverstöße von Ultras sind doch in einer anderen Kategorie einzuschätzen als Prügelorgien von Hooligans. Was nicht heißen soll, dass ich beispielsweise das Stehlen von Schals gutheißen will – hier sollte sich die Betroffenen der Ultraszene hinterfragen, ein Prozess, der momentan durchaus zu beobachten ist. Kurz gesagt: Viele momentan verwendete Superlative sind schlichtweg Unfug. Wenn dann doch wirklich einmal wieder üble Ausschreitungen und körperliche Gewalt in Fußballstadien auftauchen –
wie beim DFB-Pokalerstrundenspiel zwischen dem BFC Dynamo und Kaiserslautern – geht dies, aufgrund des ohnehin allgemein vorherrschenden Paradigmas der angeblichen Gewaltexzesse bei Fußballspielen, fast unter. An dieser Stelle ist auch zu hinterfragen,
weswegen der BFC nur 2 Geisterspiele in der Liga als Strafe aufgedrückt bekam, Dresden nun allerdings diese ungleich härtere Strafe erfährt – ein klarer Anhaltspunkt, dass Richter Lorenz sein Urteil größtenteils aus populistischen Gründen gefällt hat. Dazu beigetragen hat wohl auch der Umstand, dass die Partie gegen Dortmund live im Fernsehen übertragen wurde, während das Interesse am Spiel zwischen dem BFC und dem FCK doch eher gering ausfiel.

„Tote gab es noch nie in unseren Stadien. Wenn es so weiter geht, ist es nur eine Frage der Zeit, bis es Tote gibt.“

Ein dahergesagter Satz, der seinesgleichen sucht. Zumal Herr Lorenz zu verdrängen scheint, dass es bereits Todesfälle im Umfeld deutscher Fußballspiele zu beklagen gab, wenn auch nicht im Stadion direkt: Ich nenne hier die Fälle Mike Polley oder Adrian Meleika, gehe aber an dieser Stelle nicht näher darauf ein. Wer möchte, kann sich natürlich gerne über das Netz oder andere Quellen näher informieren. Woher Herr Lorenz aber die momentane Befürchtung zieht, es könnte demnächst zu Todesfällen in deutschen Stadien kommen, entzieht sich meiner Erkenntnis. Vermutungen meinerseits wären reinste Spekulation, weswegen ich nur den Schluss ziehen kann: In dieser Form ist diese Aussage reinster Populismus auf niedrigstem Stammtischniveau.

„Nach der Tragödie von Heysel wurden alle englischen Klubs für fünf Jahre von der europäischen Bühne verbannt, der FC Liverpool musste noch zwei Spielzeiten länger büßen. Nach diesem Urteil hat der englische Fußball sein Problem in den Griff bekommen.“


Die Tragödie von Heysel, bei der 39 Menschen starben und 454 verletzt wurden, mit den Vorkommnissen von Dortmund zu vergleichen ist - wer möchte darf sich aus folgender Reihe von Adjektiven sein passendes heraussuchen – übertrieben, anmaßend, dreist, unverhältnismäßig, unangemessen oder schlicht hirnrissig. Die Ursachen von Heysel sind zwischenzeitlich gut analysiert und aufgearbeitet wurden – das nicht mehr zeitgemäße Stadion spielte seine Rolle, aber mit Sicherheit auch die damals vorherrschende Hooligan-Kultur in England. Auch wenn es viele Medienvertreter und sogenannte Sicherheitsexperten nicht einsehen wollen: Die Charakteristiken von Hooligans sind nicht 1:1 auf die heute in den Kurven dominanten Ultras übertragbar. Hier wäre es endlich einmal an der Zeit, dass Fachleute aus der Gesellschaft (wie die Verantwortlichen der Fanprojekte) und Wissenschaft (z.B. die Fanforscher Gunter A. Pilz oder Jonas Gabler) aktiver in den Diskussionsprozess einbezogen werden – medial wie intern.


Als Fazit bleibt die Erkenntnis, dass der ja von DFB und Innenministerium angeblich gesuchte Dialog mit den Fans noch weit entfernt scheint. Die Strafe gegen Dynamo Dresden ist jedenfalls nicht als Signal für gewünschte Gespräche, sondern eher als Zugeständnis an alle Populisten zu betrachten. Dass Populismus siegt, ist ja leider ohnehin in allen politisch bedeutsamen Bereichen (zu denen die „große Bühne Fußball“, wie Lorenz es nennt, ja mittlerweile unzweifelhaft auch gehört) keine Seltenheit. Es bleibt dennoch die Hoffnung, dass langfristig betrachtet (und sobald das Thema Fangewalt dem medialen Brennpunkt wieder entwichen ist) sich letztendlich doch Vernunft durchsetzt und gemeinsam an Lösungen gearbeitet wird, die allen am Fußball interessierten Seiten gerecht werden. Niemand behauptet dass dies einfach sein wird. Aber einfach hatten es seit jeher ja ohnehin nur die Populisten…

Benjamin Schaller

Donnerstag, 17. November 2011

Kommentar zum geforderten NPD-Verbot

Nachdem sich am Wochenende die rechtsextremen Terroristen Uwe M. und Uwe B. das Leben nahmen, stellte sich die Dritte im Bunde, Beate Z., freiwillig der Polizei. Die Taten der Zwickauer Terrorzelle bringen dieser Tage eine erneute öffentliche Debatte an die Oberfläche, die bereits seit mehreren Jahren verfolgt, seit 2003 aber nicht ernsthaft weiter diskutiert wurde. Es geht um ein Verbot der Rechtsradikalen Partei NPD.

Es ist ein klassischer Reflex in Deutschland, dass man nach Katastrophen immer Regulierungen und Restriktionen fordert. Nach dem Amoklauf in Winnenden hieß es damals von allen Seiten, man müsse schärfere Waffengesetze einführen und am besten alle Computerspiele, die Gewalt beinhalten, vom Markt nehmen. Als uns Fukushima erreichte, dachte man plötzlich wieder darüber nach, ob man nicht die Atomkraft abschalten solle und auf Alternativ-/Regenerative Energien umsteigen sollte. Nun folgt also die erneute Debatte, die nach rechtsextremer Gewalt angestoßen worden ist, nämlich ob man die rechtsextreme NPD-Partei verbieten kann/muss.

Um es vorweg zu nehmen, auch ich halte die NPD für eine menschenverachtende und in allem Maße verfassungswiedrige und wiederwärtige Partei. Allein schon wie sie das Thema Rassentrennung propagieren, macht mich sprachlos. Seit Uhrzeiten haben Menschen das Verlangen gehabt Strukturen und Hierarchien einzuführen. Und eine der billisten Formen ist es, dass über die Hautfarbe zu definieren, wer in einer Gesellschaft etwas Wert ist. Eine politische Partei, die sich mit dieser inhumanen Ideologie am Rande der Gesellschaft bewegt und sich nicht zuletzt durch Wahlkampfpauschalen, und damit Steuergeldern finanziert, ärgert mich maßlos.

Aber hilft ein Verbot? Ich glaube Nein.
Wenn die Rot-Grüne Regierung und der Bundestag 2003 mit ihrem Verbotsantrag der NPD damals durchgekommen wären, würden die Täter der Zwickauer Terrorzelle jetzt noch leben? Abermals, leider Nein. Denn die politische Ideologie, die braune Saat, die in den Köpfen der Täter verpflanzt war, sie ist bereits vorher aufgegangen. Braunes Gedankengut mitten unter uns, weil der Verfassungsschutz versagt hat.

Das Bundesverfassungsgericht weigerte sich 2003 dem Antrag eines NPD-Staatsverbots stattzugeben, bzw. weiter zu verfolgen aufgrund von „fehlender Staatsferne“ der Neonazipartei. Die Verfassungsrichter mutmaßten also, dass die Hetztätigkeit der NPD auch auf das Konto der V-Männer zurückzuführen sei. Wissen wir denn, ob das heute anders ist?
Über die dubiose Rolle des Verfassungsschutz müsste an dieser Stelle nochmal explizit eingegangen werden. Fest steht aber, dass wenn die Regierung sich jetzt um ein erneutes NPD-Verbot bemüht, auch mächtig auf die Nase fliegen könnte. Denn sollte das nicht gelingen, wäre das eine Katastrophe für uns und ein unglaublicher Propaganda.-Erfolg für die NPD und Wasser auf die Mühlen der kahlrasierten Köpfe. Wollen wir das wirklich?

Die Frage die sich stellt: Verschwindet mit der Partei auch jegliches Gedankengut, dass mit jener verbunden wird? Die entsprechenden Wege und Mittel werden diese Leute immer besitzen, um ein Ventil für ihre politische Ideologie zu finden. Und gerade aus historischer Sicht bedarf es keiner langen Vorrede, dass unterdrückte politische Meinungen in Deutschland schon ganz andere Wiederauferstehungen gefeiert haben. Nicht zuletzt bin ich aber auch der Meinung, dass es für die Gesundung einer Demokratie unabdinglich ist, auch unpopuläre Meinungen, ebenso wie Parteien, zu ertragen. Schließlich bietet sich hier auch die gesellschaftliche Debatte an, sich mit Themen aktiv zu beschäftigen und auseinanderzusetzen. Wenn wir das nicht mehr hinbekommen und nur noch über Verbote und Regulierungen reden wollen, werden wir Opfer unserer eigenen Idee einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung.  

Denny Neidhardt

Donnerstag, 3. November 2011

Die Wahl vor der Wahl

Primaries – Neuer Trend in der Politlandschaft

Es waren emotionale Momente Mitte Oktober an der rue de Solférino in Paris, Sitz der Parti Socialiste (PS). Während Ségolène Royal, Präsidentschaftskandidatin der Sozialisten von 2006, die Tränen kamen nach ihrer überraschend eindeutigen Niederlage (6%) im ersten Wahlgang der Vorwahlen, ließ sich François Hollande eine Woche später mit 56,6% feierlich nach dem zweiten Wahlgang als offizieller Präsidentschaftskandidat küren. Gleichzeitig war es eine Premiere: zum ersten Mal fanden Primaries (frz. primaires) nach amerikanischen Vorbild auf französischen Boden statt, die auch für Nichtmitglieder der Sozialisten zugänglich waren. Während bisher nur Italien diesen, aus demokratischer Sicht, revolutionären Schritt in Europa gewagt hat, fanden die Vorwahlen der PS in Frankreich bisher nur für Parteimitglieder statt, die in der Regel den Parteivorsitzenden als Präsidentschaftskandidaten bestimmen. Mit François Hollande gilt diese „Regel“ nun nicht mehr.

Begründet wurde das Fehlen von Vorwahlen in Europa bisher häufig mit der Existenz von Koalitionen, die als „ausreichend demokratisch“ gelten, oder zu hoher Kosten für die jeweiligen Parteien. An Beteiligung - ein weiterer Kritikpunkt - hingegen mangelt es nicht. Nahmen doch 2,7 mio. Wähler an den ersten offenen französischen primaires teil, mehr als 14-mal so viele wie noch bei den internen Vorwahlen 2006. In den USA hingegen sind solche Wahlen voll im politischen System integriert. Aktuell liefern sich 10 Kandidaten in der Republikanischen Partei ein Rennen, um 2012 gegen Barack Obama antreten zu können.

Währenddessen haben Primaries den Vorteil, dass vorher weitesgehend unbekannte Politiker zu Wort kommen können, die Minderheiten in ihren Parteien repräsentieren. So erreichte Arnaud Montebourg mit seiner Idee eine neue Verfassung in Frankreich einzuführen, bei den Vorwahlen ganze 14%. Die Parteien öffnen sich mehr der Bevölkerung indem diese eine wegweisende Entscheidung, wie der Präsidentschaftskandidatur, mittreffen kann.
Dass auch (parteiinterne) Primaries in Deutschland eingeführt werden sollen, dafür sprach sich kürzlich der SPD Vorsitzende Sigmar Gabriel aus - Und wurde sofort scharf kritisiert, er suche doch nur eine alibidemokratische Bestätigung für seine Kanzlerkandidatur 2013. Werden sie jedoch offen und frei ausgetragen, sind Primaries das Fundament für eine moderne und fortgeschrittene Demokratie.

Nino Zebiri

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Gaddafis Tod – (k)ein Sieg für die Demokratie!?

Libyen feiert seine Freiheit. Die Bevölkerung fühlt sich erlöst vom diktatorischen Machthaber Gaddafi, der unter bislang als diffus anzusehenden Umständen durch einen Kopfschuss getötet wurde. Doch ist der Tod Gaddafis als solcher wirklich als Triumph für die Rebellen zu bewerten? Das Ziel der neu zu bestimmenden poltischen Führung sowie des libyschen Volkes sollte es sein, einen gerechten und demokratischen Rechtsstaat zu schaffen. Wäre es in Anbetracht dessen nicht das weitaus stärkere Signal gewesen, dem Despoten Gaddafi einen fairen Prozess zu gewähren?

Die unklaren Umstände dieses letzten Gefechtes von Sirte, welche aller Voraussicht nach nie wirklich aufgeklärt werden (es sei denn, ein wiedererstarktes WikiLeaks nehme sich der Sache an…), können die stattgefundene Hinrichtung Gaddafis nicht wesentlich verschleiern. Ein solcher Umgang mit politischen Verbrechern kann in meinen Augen nicht der richtige Weg sein. Wenn ein Land aus der Autokratie herausbrechen und die Brücke zur Demokratie bauen möchte, sollten diese ersten Schritte nicht mit Instrumenten der Diktatoren erfolgen – und zu solchen Instrumenten zählen auch Gewalt und Tötung von politischen Feinden.

Hier stellt sich die allgemeine Frage, wie die, sich als aufgeklärt und modern ansehende, westliche Welt mit Personen wie Gaddafi umgehen soll. Sie vor Gericht bringen, wie Slobodan Milosevic? Unmittelbar ihren Tod erzwingen, wie bei Osama bin Laden? Oder, was hier wohl als eine Art Mittelweg zu betrachten ist, gefangen nehmen und nach dem Prozess das Todesurteil vollstrecken, geschehen beispielsweise bei Saddam Hussein. Meiner Meinung nach kann es nur einen richtigen Weg geben: Mit der Todesstrafe, und letztendlich kann man davon ausgehen dass Gaddafi und bin Laden gewissermaßen auch von den jeweiligen Regierungen zum Tode verurteilt wurden, baut sich der Staat eine gewisse Allmacht auf und stellt sich auf eine Stufe mit Verbrechern. Gerade diese Allmacht ist es jedoch, die die Revolutionen in Libyen sowie anderen nordafrikanischen Staaten erst herausgefordert hat. Gleiches mit gleichem zu bekämpfen führt nicht in die gewünschte bessere Welt, sondern in einen Kreis.

Dass die Übergangsregierung die Chance verpasst hat, Gaddafi gefangen zu nehmen und seine lange Regentschaft vor Gericht aufzuarbeiten, muss natürlich nicht heißen, dass sämtliche Demokratiebewegungen nun ins Stocken geraten. Aber für deren Beschleunigung sowie der Bestätigung der Glaubhaftigkeit der Übergangsregierung (ein nicht zu unterschätzender Faktor, gerade in durch Korruption gebeutelten Regionen wie den nordafrikanischen Staaten) wurde hier ein Bärendienst erwiesen.


Benjamin Schaller

Dienstag, 18. Oktober 2011

Hallo Alice,

Zunächst mal möchte ich mich für die Unannhemlichkeit meiner grob unwürdig-maskulinen Anrede entschuldigen. Aber wie ich Ihrem Blog entnehmen kann, pflegen Sie diese Art der Eröffnung ja immer sehr gerne, sobald Sie Ihre Feindbilder mit Ihrer Feministinnen-Rhetorik denunzieren. Siehe auch Hallo Charlotte (Roche), Hey Bushido, Liebe Bischöfin Käßmann etc. Nun denn.

Zu meinem Bedauern konnten wir leider unser Gespräch nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit führen, weshalb ich mich gezwungen sah, Ihnen dieses virtuelle Schreiben zu übermitteln. Vor ca. zwei Monaten machte ich eine große Entdeckung, als ich mitbekam, dass Sie Ihre Autobiographie veröffentlichen werden. Aber damit noch nicht genug. Zudem wollten Sie die Buchveröffentlichung in Berlin, im deutschen Theater vorstellen. Was für mich quasi ein Heimspiel bedeutet, wenn, ja wenn da nicht diese komische Gebühr im Wert von zehn Euro von nöten gewesen wären, um die Ikone und das Aushängeschild des Feminismus einmal live zu sehen.

Vielleicht hätte ich mir das sogar gegönnt, hätten wir im Vorfeld die Möglichkeit gehabt uns über Ihren Lebensweg zu unterhalten. Zur Erinnerung: Etwa 1 ½ Monate vor Ihrer Buchpräsentation ging eine Interviewanfrage von DNP heraus, in der wir Sie baten sich für unser Magazin 20.Minuten Zeit zu nehmen. Doch aus dem Vorhaben wurde leider nichts. Es kam nicht mal eine Rückmeldung. Das hat uns innerhalb der Redaktion ziemlich betroffen gemacht, schliesslich befinden wir uns mit unseren Magazinen doch beide an den Rändern des guten Geschmacks. Sie mit Ihrem Emma(nzen)-Blättchen, wir mit unserem Polit-Untergrundmagazin.

Ist Feminismus eigentlich ein Premium-Produkt geworden? Ich gebe zu, dass ich es zunächst für einen Tippfehler gehalten habe,allenfalls für ein Jahresabo der Emma, als ich gelsen habe, dass es zwei Ausgaben der Emma für erschwingliche zehn Euro zum Kennenlernenpreis gibt, anstatt der Marktüblichen 9,80 pro Heft! Sind Emma-Leserinnen previligierter als der Rest? Was sind das für Leute, die dafür ein Magazin kaufen, um Literatur aus dem letzten Jahrhundert zu lesen. Ehrlich gesagt finde ich den Feminismus, in seiner heutigen Form, überholt und abgestumpft. Aber dazu nächstes mal mehr.

Scheinbar sind Sie, liebe Frau Schwarzer, mit dem Feminismus salonfähig geworden, bzw. haben sich so sehr damit vermarktet, dass es für sie nicht mal mehr Ansätze des Fremdschämens gibt, wenn Sie Kolumnen für die auflagenstärkste Tageszeitung des Springer-Verlags schreiben. Wohlgemerkt, wenn man Jahrzente lang für die Rechte der Frauen kämpft, gegen Unterdrückung und den ganzen anderen Unfug, macht man sich schon sehr unglaubwürdig, wenn sich zehn Zeilen unterhalb Ihrer Kolumne, Angelina aus Baden-Baden von ihrer allerbesten Seite zeigt. Warum geben Sie dann nicht gleich dem Playboy noch ein Interview? Gut zahlen sollten die doch wohl können.

Die Schlussfolgerung ist ziemlich simpel. Sie haben sich verkauft. Sie haben sich als Produkt an die Mechanismen des Geschäfts verkauft. Läuft Ihr Magazin denn so schlecht, dass Sie jetzt bereits Autobiographien und Arrangements bei anderen Zeitungen und öffentlich-rechtlichen Sendern verkaufen müssen? Da sind mir meine Gebühren-Gelder zu schade, als dass ich sie jede Woche bei Maischberger sitzen sehen muss. Wobei selbst bei Themen, zu denen sie gar keinen Bezug haben, eingeladen werden. Wortstark meldet sich dann Meinungsmacherin Schwarzer zu Wort und verkündet zum Thema Guttenberg, dass „Titelsucht ein deutsches Phänomen“ sei. Wo soll das noch enden? Wie weit sind Sie noch bereit die Grenzen des guten Geschmacks auszureizen?

So viel zu Ihnen. Nächste Woche kommt der Feminismus.

Lars Flinter

Sonntag, 25. September 2011

Westerwelles Versteckspiel

Die internationale Finanzkrise, sowie die drohende Pleite Griechenlands, scheinen momentan einige der wichtigsten Ressorts der deutschen Bundesregierung pausenlos zu beschäftigen. Wirtschaftsministerium, Finanzministerium, Außenministerium... Außenministerium? Während von den Damen und Herren Merkel, Schäuble oder Rösler täglich ein neuer Wasserstand zu vernehmen ist, hat sich das einstige liberale Alphamännchen Guido Westerwelle aus dem politischen Rampenlicht nahezu gänzlich zurückgezogen. Letztmalig auffällig wurde Westerwelle durch seine Äußerungen zum nahenden Ende des libyschen Bürgerkrieges - und sorgte damit, wie ohnehin des Öfteren in der mittlerweile knapp zweijährigen Amtszeit, eher für Kopfschütteln als Anerkennung.
Die Gründe für Westerwelles derzeitige kommunikative Enthaltsamkeit lassen viel Raum für Spekulationen: Ist es die Erleichterung, dass mittlerweile Philipp Rösler die Rolle des gelben Buh-Männchens im stets wenig souveränen Regierungsbündnisses übernommen hat? Ist nach 30 Jahren in der Berufspolitik eine gewisse Amtsmüdigkeit eingetreten? Oder reifte mittlerweile die Erkenntnis, dass Westerwelle sich mit der Annahme des Postens als deutscher Chefdiplomatiker schlicht überschätzt hat und sein Einmischen in die aktuellen Debatten ohnehin wenig ertragreich wäre? Sicher, ein starker Außenminister stünde Deutschland in einer internationalen Krise zweifellos gut zu Gesicht, dennoch bleibt die Erkenntnis, dass Westerwelle mit seinem Versteckspiel zwar nichts richtig, aber auch - und das ist das eigentlich Neue - nichts wirklich falsch macht.

Benjamin Schaller 

Mittwoch, 13. Juli 2011

Stellungnahme zum Panzer-Deal mit Saudi-Arabien

Die Debatte um die Rüstunggeschäfte der Bundesregierung spitzt sich zu. Scharfe Kritik der Opposition, mangelnde Transparanz der Bundesregierung. Der Sieger der Debatte: Saudi-Arabien!

Debatte der Verlierer!

Fangen wir bei der Opposition an. Da empört sich also die Opposition, angeführt von den Grünen, dass Rüstungsgeschäfte mit den Saudis zu machen, an Despotie grenze. Doch Aussagen der Grünen können schon länger, spätestens aber seit der Alibi-Stuttgart 21 Revolte, nicht mehr ernst genommen werden. Auf die Volksabstimmung dürfen die Schwaben noch warten. Doch die Essenz aus dem politischen Aufstieg der Öko-Partei zeigte eigentlich nur, dass diese Anti-Haltung, sich nach Stuttgart 21, als probates Mittel für die Grünen entwickelte, politischen Einfluss zu gewinnen.
Doch Vorwürfe, die Regierung betreibe jetzt eine politische Alleinherrschaft, die mit gutem Gewissen nicht vertretbar wäre, schlägt genau auf die Grünen zurück. Schließlich hat die Rot-Grüne Regierung, zu Zeiten Gerhard Schröders, bis zu 60 Millionen durch Rüstungsgüterexporte kassiert (allein im Jahr 2004, siehe Grafik).



Diese Doppelmoral kann nicht länger getragen werden. Überhaupt: Das Unweltpolitische Engagement der Grünen in allen Ehren, aber wirtschaftlich ist bei den Grünen wenig Kompetenz zu erkennen. Erst zerstören die Grünen durch ihre Atom-Debatte die Rendite durch die Kernenergie, jetzt wollen sie den nächsten Wirtschaftszweig, nämlich den der Rüstung, vernichten.

Fehlende Argumente der Regierung

Getoppt wird das ganze nur durch die völlig untransparente Darstellung der Regierung, angeführt von ihrer Königin Mutter, Angela Merkel.  
Warum bis heute so getan wird, als hätte man außenpolitischen Schaden angerichtet, wird mir verborgen bleiben. Sein wir doch mal ehrlich: 200 „Leopard“-Panzer an Saudi Arabien zu schicken, kann der außenpolitischen Genesung der Arabischen Welt nur gut tun. Da zählen dann auch keine Argumente, wie das die Deutschen, aufgrund ihrer Vergangenheit, kein Recht hätten militärische Interventionen zu unterstützen.   
Aus globaler Kraft wächst auch globale Verantwortung. Und gerade im arabischen Raum ist Saudi-Arabien, als verbündeter des Westens, ganz wesentlich daran beteiligt, dass der islamistische Terrorismus sich nicht weiter ausbreitet.  

Saudi-Arabien – Der Global Player

Vieles wird in der Zukunft von Saudi-Arabien abhängen, wie sich die arabischen Länder weiterentwickeln werden. Der im Süden liegende Jemen, der als ein Ausbildungsparadies für die Taliban gilt und auch den Terroristen Asyl gewährt, zeigt die zunehmende Gefährlichkeit des radikalen Islamismus am Golf. Auch in den umliegenden Gebieten, von Mauretanien bis nach Oman, kämpfen die Regime gegen das aufbegehrende Volk. Bis auf Saudi-Arabien, scheint die ganze arabische Region im Wandel. Trotz der politischen Veränderungen der Nachbarstaaten, scheint Saudi-Arabien diese Wandlungsprozesse ideell, in erster Linie aber auch finanziell, zu unterstützen. Aus der Hauptstadt Riad wurde ein Hilfsfond von über 20 Milliarden Dollar für Bahrain und Oman verabschiedet. Im Irak gibt es, seit der Invasion der Amerikaner 2003, Kredite über 1 Milliarde, die das Land wieder aufbauen und wirtschaftlich nach vorne bringen soll. Auch der politisch-blutige Umsturz in Ägypten folgte dazu, dass es aus Saudi-Arabien Hilfen im Wert von vier Milliarden Dollar gab, um das Land wieder aufzubauen und die Demokratie blühen zu lassen.
Sicherlich, Saudi-Arabien hat innenpolitisch mit vielen Menschenrechtverletzungen zu tun, keine Frage. Doch die Zeichen in Riad stehen auf Kurswechsel. Frauen die Auto fahren oder Fußball spielen dürfen, sind jetzt keine Seltenheit mehr. Auch wenn der ideologische Exkurs dem Demokratiegedanken noch ein wenig nachsteht, die Bemühungen Saudi-Arabiens, Ruhe und Stabilität im arabischen Raum zu fördern, zeigen ihre Wirkung.

Denny Neidhardt 

Mittwoch, 18. Mai 2011

Aktuelle Kurzmeldungen!

Heftveröffentlichung

Morgen ist es dann aber wirklich soweit! Dann erscheint die erste Auflage der DNP. Für alle, die sich noch ein Heft sichern wollen, steht der direkte Kontakt oder der Verkehr über E-Mail frei. Der Unkostenbeitrag beträgt 3€ und dient der Refinanzierung der Herstellungskosten.

YouTube-Kanal

Richtig gelesen! DNP geht jetzt den interaktiven Weg und versucht durch audiovisuelle Beiträge mehr Transparenz zwischen Leser und Herstellern zu schaffen. Jeder kann sich bei diesem Selbstversuch einbringen. Sprecht einfach in das Aufnahmegerät was DNP für euch bedeutet und schickt das ganze an unsere E-Mail Adresse, bzw. ladet es selbst hoch.

Unsere Seite findet Ihr unter: http://www.youtube.com/user/dnpMagazin  

No Excuses im Radio

Ab morgen ist der Begründer der DNP live im Ilmenauer Studentenradio zu hören.
Unter: http://www.iswiradio.de/ könnt ihr oben im Header die Übertragungsart auswählen. Der Programmstart ist voraussichtlich gegen 20:00 Uhr.

Dienstag, 19. April 2011

Der wahre Held der Neuzeit

Wie in jeder guten Generationen-Debatte kommt man um das Statement „früher war alles besser“ nicht umher. Natürlich, dass sich hier jedes Gespräch fundamental entscheidend entwickeln kann. Ich für meinen Teil kam mit einer weichen Argumentation in das Gespräch, mit der Aussage, dass es früher ja auch keine Happy-Meals, sondern gewöhnliche Junior-Tüten gab. Und was sich da drin befand drehte sich weniger um das Essen, sondern um die Spielfiguren. Batman-Spielfiguren.

Schwerer im Magen als die geschrädderten Hühnerküken, fritiert und verkauft als Mc Nuggets, lag mir aber die ständige Debatte um den neu erfundenen und scheinbar noch nie entdeckten Superhelden der Neuzeit. Viele nennen ihn auch: Spider-Man.
Kaum vorzustellen, warum die Spinne in der Hierarchie der fiktiven Superhelden so weit oben steht. Wenn wir ehrlich sind, ist Spider-Man nicht mehr als ein Produkt der kapitalistischen Konsumgesellschaft. Kommerziell ausgeschlachtet, vermarktet und weggeworfen. Spider-Man Kostüme für den Fasching, Rucksäcke, Mützen, Hefter, Duschvorhänge, Kuscheltiere, Bettwäsche, Kaffeebecher etc.
Aber warum? Spider-Man, der ursprünglich in den Sechzigern als Comic-Figur entwickelt wurde, ist innerhalb von 5 Jahren( 2002-2007) mit 3 Kinofilmen gepusht und auf die Leinwand gebracht worden. Vieles deutete darauf hin, dass er nun der neue Star am Superhelden-Himmel sein sollte. Die Batman-Scheinwerfer wurden ausgestellt und Gotham City stand im dunkeln. Die Konsequenz daraus reflektiert sich auch in vielen Facetten unseres Lebens wieder. Keine Beständigkeit, kein Raum zur Weiterentwicklung, nichts. Alles muss immer schneller gehen. Auf einmal ist alles Schnellwarenverkauf, der Weg zum schnellen Geld scheint der Marketing- und Filmindustrie wichtiger, als Helden zu kreieren, die Bestand haben. Jene, die realistische Motive besitzen für eine bessere Welt einzutreten.

                                              http://www.usernetsite.com/

Auf der anderen Seite haben wir Batman. Der dunkle Ritter verkörpert etwas, was schwer zu fassen ist, weil nicht zu begreifen. Batman könnte auch einer von uns sein. Jemand, der eintritt woran er glaubt und keine Angst hat sich dem Verbrechen zu stellen. Klar, er stellt sich über das Gesetz und bekämpft jene, die die freiheitlich demokratische Grundordnung zerstören wollen. Selbstjustiz als Gesetzloser. Viele sehen genau darin die Legitimation Batman nicht als einen Helden der Neuzeit anzuerkennen.
Batman, ein Mann im Fledermaus-Kostüm, der nachts das Verbrechen bekämpft und tagsüber ein ehrlicher Unternehmer ist, scheint den Leuten zu banal, nicht aufgregend genug.
Nein, wir brauchen großes Kino! Wir brauchen Typen wie Spider-Man, der durch einen erlittenen Spinnenbiss Fäden durch seine Venen an Fenster schiessen kann, weil so ein Superheldenstatus ja sonst schwer aufrecht zu erhalten ist. Oder einen Superman, der, wenn er nicht gerade eine Twix-Pause einlegt oder ein U-Bahn Gleis ersetzt, hin und herfliegt und der Journalistin Lois Lane gerade den Hof macht. Diese verklärten Superhelden mit ihren Gewinner-Lächeln, sowas lässt sich vermarkten.
Randnotiz: Bei den Recherchen zu Super-Man stellt sich übrigens heraus, dass er fünf verschiedene Arten von Blicken im Reportoire besitzt. Da wären dann der Hitzeblick, der Mikroskopblick, der Teleskopblick, der Röntgenblick, als auch sein berüchtigter Scanblick, der dann wohl dem Fickblick gleichzusetzen ist.

Batman hingegen, benötigt keine dieser Übermenschlichen Fähigkeiten. Zum Kampf besitzt er seinen Verstand und zwei Fäuste – das Gesetz der Straße. Die Kultur die in Batman steckt wird nie zu übertreffen sein. Denken wir nur an die ersten Filme in den Sechzigern mit Adam West. Die erste Neuauflebung des Batman-Mythos 1989 und 1992 unter Regisseur Tim Burton, mit Schauspielern wie Jack Nicholsen als Joker, Michelle Pfeiffer als Catwoman oder Danny de Vito als Pinguin. Da riecht man noch förmlich die Geschichte! Ganz klar, früher war alles besser.

Lars Flinter 

Montag, 4. April 2011

Liberty enlighten us

In Zeiten gewaltiger Veränderungen, Ausweglosigkeit oder tiefster Trauer suchen wir am Horizont nach einem Lichtgeber, jemandem, der uns den Weg weisen kann. Die FDP ist in einer solchen Lage. Gewaltige Veränderungen auf der einen Seite mit dem besten Ergebnis seit Bestehen und Regierungsverantwortung nach drei Legislaturperioden Opposition, Ausweglosigkeit in der Führung angesichts von Landtagswahlen und tiefster Trauer, nichts umgesetzt zu haben, was man versprochen hatte und wovon man zutiefst überzeugt ist, auf der anderen Seite. In drei Worten: Überforderung, Westerwelle und Selbstverleugnung. Wieder einmal im Zentrum der Misere: Guido Westerwelle.

                                                http://www.chiemgau-online.de

Der Mann, der sich zur Freiheitsstatute dieser Nation ausgerufen hat. Doch was heisst es eine Freiheitstatue zu sein? Es kann nicht heissen bereits offene Türen einzurennen! Abzuwarten bis sich der erste Konservative Politiker (Ole von Beust, 2003) outet, um es ihm ein Jahr später gleichzutun, wenn seit 20 Jahren an Westerwelles Seite nur platonische Freundinnen erspäht wurden. Es kann nicht heissen von spätrömischer Dekadenz zu sprechen oder zu sagen wer arbeitet soll mehr verdienen als der, der es nicht tut. Nein, Guido Westerwelle rannte schon immer offene Hintertürchen ein. Ob er das nun unbekannterweise bei seinem Mann tut oder in der Politik. Er ist nicht der Mann, zu dem Einwanderer aufblicken und sagen „ Wir haben es geschafft. Endlich in Deutschland!“. Er ist der Mann, der in Ermangelung seiner Eignung für das Amt des Außenministers auf seinen auslandserfahrenen Herausforderer zu Guttenberg einpickte und aus Geltungssucht ein Amt für sich in Beschlag nahm, das er nicht mit zwei statt drei Beratern ausüben kann. Gleichwohl er seinem Vorgänger vorwarf zu viele Berater zu besitzen und historische Leichen wie sein großes Vorbild Hans-Dietrich Genscher hierfür zitierte. Nun gut Genscher ist nicht tot – sein beinahe Alterskamerad Brüderle auch nicht. Schon gar nicht sind sie es für die FDP, wenn es darum geht einen Nachfolger für Westerwelle aus dem Ärmel zu schütteln Ende letzten Jahres. Dies ist die Ausweglosigkeit, in der die FDP steckt, genannt „Westerwelle“.
Doch „dies ist Deutschland hier“. Die Freiheitsstaute ist kein deutsches Symbol. Sie ist nicht bedeutungsschwanger für uns. „The Big Lady“ verbinden wir nicht mit einem Drang nach Freiheit. Seit damals könnten wir dies höchstens mit Westerwelle verbinden, der sich anscheinend gerne in Frauenkleidern, mit Brüsten und größer als alle anderen sieht. Wie gerne hätte er wohl auch solche große Schuhe, um alle Linken zu zertreten. Doch dieser Schuh passt ihm nicht. Er ist eindeutig zu groß für unseren Vizekanzler. Gerne würde er auf dem internationalem Parket solch gewaltige Fußspuren hinterlassen. Allein sein Englisch steht ihm im Weg und wenn er mal deutsch sprechen darf vor der UN, verpatzt er es.
Nein. Der Innenpolitiker Westerwelle ist nicht nachdem wir uns richten sollten – auch nicht im Inneren! Wonach dann? Was erleuchtet unseren Weg in Zeiten gewaltiger Veränderungen, Ausweglosigkeit und tiefster Trauer?
Schlichtweg eine andere Partei? Der Wutbürger lehrt uns, dass keine politische Partei uns vollkommen versteht und all unsere Bedürfnisse abdeckt. Das ist wohl die Bürde der Demokratie. Vielleicht in der Politik. Doch nicht, wenn wir nach Führung und Licht in unserem Leben suchen. Nicht während gewaltigen Veränderungen. Dort sind es Werte. Schauen wir noch einmal auf die Freiheitsstatue. Doch dieses Mal auf ihren Namen. Die Erbauer nannten sie: „Liberty enlighten us“. Als Deutsche tun wir uns mit Freiheit schwer. Die freie demokratische Partei selbst weiß nicht wie sie Freiheit definieren soll, anders als als „Freiheit von etwas“. Die Frage ist wohl immer was wir aus der „Freiheit von“hin zu einer „Freiheit zu etwas“ machen.
Ganz offensichtlich wusste Westerwelle in der Freiheit von der Opposition bei den Koalitionsverhandlungen auch nicht wohin es gehen sollte, als er sich über den Tisch ziehen ließ. Mutti Angela rollte die ausgearbeiteten Papiere der FDP, von denen selbst Ex-SPD-Superminister Clement meinte sie müssten umgesetzt werden, zusammen und meinte zum kleinen Guido „Einmal bücken. Ganz wie Zuhause.“. Und ganz wie Zuhause gehorchte der kleine Guido.
Die Zukunft der FDP liegt ganz klar in einer Zukunft ohne Guido Westerwelle. Am Ende des Landtagswahlmarathons wird man hoffentlich aus der tiefen Trauerstarre gelöst die ausgearbeiteten Papiere, deren wegen die FDP gewählt wurde mit Gewalt aus dem kleinen Guido herausholen. Und sollte dies nicht passieren, so leuchte uns die Freiheit ein bisschen den Weg und wir tun es den Erbauern der Freiheitsstatue gleich, indem wir uns von der ungerechten Tyrannei einer (Drama-)Queen befreien. Denn wir wissen wenigstens wovon wir Freiheit wollen. Freiheit von Guido Westerwelle.

Matthias Morrkopf 

Montag, 21. März 2011

Gutt-Bye

Seit mehreren Wochen steht Guttenberg nicht mehr an der spitze der politischen Agenda in Deutschland. Grund genug für uns einmal die ganze Plagiats-Affäre rückwirkend zu betrachten und ein Fazit zu ziehen über Guttenberg und die Haargel-Lobby.

Keine Frage, Guttenberg zählte lange Zeit zu einem Politiker-Typus, den man zuletzt bei Gerhard Schröder sah: Ehrlich, loyal und mit einem breit reflektiertem Charisma, welches eine große Rückendeckung in der Bevölkerung genoss. Der Unterschied zwischen beiden wird aber in ihrer Konsequenz und auch ihrer politischen Verantwortung deutlich. Während Guttenberg zunächst mit allen Mitteln versuchte sich sein politisches Erbe und seinen Drei Wetter Taft Deal mit Schwarzkopf zu erhalten, erkannte Schröder die politische Strömung innerhalb seiner Partei, die im Zusammenhang mit der Agenda 2010 für ein Misstrauensvotum, inklusive Neuwahlen sorgte. Schröder zog die Bundestagswahl vor, obwohl er sie nicht gewinnen konnte. Anders Guttenberg. Wie ein Kind im Sandkasten dem die Backform weggenommen wurde, versuchte er mit allen Mitteln den Status als König auf dem Spielplatz wieder einzunehmen.
Zunächst leugnete er ein bewusstes täuschen und wies sämtliche Vorwürfe von sich. Nachdem der Vorwurf von über 200 nicht gekennzeichneten Abschriften hervorkam, die Beweislast in also zu erdrücken schien, gestand er erste Fehler ein. Die Frage, ob man hier eine zu keinem Zeitpunkt bewusste Täuschung vorliegen hat, stellt sich innerhalb des Sachverhalts nicht. Wenn ich über 200 Plagiate begehe, brauche ich mich nicht mit „handwerklichen Fehlern“ rechtfertigen.

Die zweite Alibi-Nummer verschaffte er sich mit seiner Familie und beruflichen Verpflichtungen „Ich war so hochmütig zu glauben, dass mir die Quadratur des Kreises gelingen würde.“. Er sei bei dieser Arbeit gescheitert in dem Versuch, Familie und Karriere zu verbinden. Den Stein der Weisen hatte er jedenfalls nicht dabei, für mich klingt das weiterhin sehr nach „Ich habe gedacht, ich käme damit durch“ und dass nach Hochmut kein Aufstieg kommt, wird er nun auch wissen. Warum man als Adeliger auch noch einen Doktor-Titel benötigt, sei einmal dahingestellt.
Interessant war auch zu sehen, wieviel Rückendeckung er seitens der Bevölkerung hatte. Er besaß eine Integrität an die die Menschen geglaubt haben. Schlimmer noch, sie tun es nach wie vor. Unfassbar, wie verblendet sich viele im Zuge der Plagiatsaffäre verhalten haben. Hätte man Guttenberg den Golf-Krieg in die Schuhe geschoben, er würde wohl politisch immer noch nicht absaufen, so groß war seine Lobby. Das Guttenbergs Sympathie nach dieser Affäre sogar noch zugenommen hat, lässt viele Fragen offen. Vermehrt wurden in Social-Media Plattformen die Pro-Guttenberg Rufe lauter. Ein wilder Haufen neurotischer CSU-Anhänger, die sich einen neuen Franz Josef Strauß zurückwünschen, bleiben da nicht lange fern. Schließlich zeige er ja „menschliche Züge“ und das ein „Mensch auch Fehler machen könne.“. Allein, er wollte die Konsequenzen nicht tragen.
Da half auch die Rechtfertigungs-Rhetorik der völlig indisponierten Bundeskanzlerin Merkel nicht weiter, die argumentierte,sie habe ja „keinen wissenschaftlichen Assistenten eingestellt.“.

Was bleibt von Guttenberg. Ein Denkmal für die Wissenschaft hat er wohl nicht setzen können. Wenn ich als Student ein Plagiat begehe und darüber hinaus am Ende meiner Arbeit eine eidesstattliche Erklärung unterschreibe, dass ich die Arbeit aus meinen wissenschaftlichen Kenntnissen heraus geschrieben habe, dann kann ich für so ein Vergehen auch strafrechtliche Konsequenzen erleiden. Meine gesamte wirtschaftliche Basis wäre verflogen. Die Existenzgrundlage die ich daraus beziehe, erhält mich für mein gesamtes weiteres Leben. So sollte es auch bei Guttenberg sein. Insofern stellt sich auch die Frage nach einer Rückkehr nicht. Nachdem er die politischen Konsequenzen gezogen hat, sollte sich zu Guttenberg eine andere Beschäftigung außerhalb von Politik und Wirtschaft suchen.

Guttenberg, abtreten.

Neben Guttenberg gab es aber noch zwei weitere "Verlierer". Zum einen die Universität Bayreuth. Durch Guttenbergs Rücktritt hielt es die Universität nicht für nötig, den Sachverhalt lückenlos aufzudecken. Aber warum? Für die Aufarbeitung und einen endgültigen Schlussstrich hätte die Uni Bayreuth sich mehr mit der Dissertation auseinandersetzen müssen und zeigen sollen, dass die gegebenen Fehler auch seitens der Universität eingestanden werden.
Den zweiten traurigen Höhepunkt setzte Alice Schwarzer. Nachdem die Feministin mehrere Wochen sehr glaubhaft für die BILD-Zeitung vor Kachelmanns Zelle stand und im Gerichtsprozess die mediale Aufmerksamkeit genoss, schaffte sie es abends  noch in die Polit-Sendung von Anne-Will. Dort wechselte der Guttenberg Streit hauptsächlich zwischen Monika Hohlmeier (CSU) und Karl Lauterbach (SPD). Zwischendrin: Alice Schwarzer, die wohl selbst nicht so ganz wusste, wie sie Stellung beziehen sollte. Außer dem vermehrten Hinweis, dass sich die Klägerin in der Opferrolle befindet, unabhängig der nicht geklärten Schuldfrage, wurden die eindimensionalen Aussagen nur von wenigen Lichtblicken begleitet. Immerhin: Einen Farbtupfer, wenn auch in dunkelgrau, brachte sie dann doch noch in die Debatte mit ein. Kernaussage: „Titelsucht ist ein deutsches Phänomen.“ - Danke Alice!

Denny Neidhardt 

Mittwoch, 16. März 2011

DNP zieht um.

Liebe Freunde, liebe Feinde,
nachdem vermehrt Komplikationen mit der ursprünglichen Homepage auftraten, haben wir uns entschlossen, dass wir von nun an unsere Ankündigungen über einen Blog kund tun werden. Die Vorteile liegen auf der Hand: Keine Werbung an der wir nichts verdienen und noch mehr Interaktion mit unseren Lesern.
Als kleines Umzugs-Bonbon haben wir für euch eine erste kleine Leseprobe für das Magazin, welches am 18.04.2011 auf den Markt kommen wird.

Auszug aus Der nette Nachbar von nebenan.


Sie sieht ja eigentlich ganz freundlich aus. Sie steht auf der Straße und geht offenherzig den Leuten entgegen, spricht ihnen Mut zu und verteilt Flyer. Marine Le Pen ist Vorsitzende der französischen Rechtsextremisten und Tochter jenes Jean-Marie Le Pen, der Gaskammern nur für ein Detail in der Geschichte des Zweiten Weltkriegs hält und der an die Ungleichheit der Rassen glaubt. Er sei kein „Fremdenfeind, aber ein Franzosenfreund“, sagte er einmal. Ihre Partei, die „Front National“ (FN), hat, obwohl erst 1972 gegründet, ihre Wurzeln aus dem deutsch-französischen Vichy Regime, dass zwischen dem französischen Marschall Pétain und Hitler geschlossen wurde. Sie unterstützten Vorhaben die Kolonien zu erhalten und haben bis heute beste Beziehungen zur NPD und Pro Köln. Anders als die deutschen Kleinparteien ist die FN jedoch voll im französischen Parteiensystem integriert.


Rückblende: 2002 standen die Präsidentschaftswahlen an. Frankreichs Wirtschaft boomt zu diesem Zeitpunkt nach 5 Jahren „Cohabitation“ mit einem konservativen Präsidenten Jacques Chirac und einem sozialdemokratischen Premierminister Lionel Jospin. Das ganze Land erwartet ein Kopf an Kopf Rennen zwischen den beiden um das Präsidentenamt. Jospin ist überzeugt mit seinen Wirtschaftszahlen und einem freundlichen Lächeln die Wahlen für sich entscheiden zu können. Er sollte sich jedoch täuschen. Es kommt zu einer Protestwahl aufgrund der starrsinnigen EU Politik der Koalition und anstatt Jospin, befindet sich Le Pen in der Stichwahl gegen Chirac, die dieser allerdings klar gewinnen konnte. Dennoch waren die 16% für Le Pen mehr als ein Ausrufezeichen für die freiheitlich-demokratische Grundordnung des Landes.[..]
 
Lars Flinter