Dienstag, 18. Oktober 2011

Hallo Alice,

Zunächst mal möchte ich mich für die Unannhemlichkeit meiner grob unwürdig-maskulinen Anrede entschuldigen. Aber wie ich Ihrem Blog entnehmen kann, pflegen Sie diese Art der Eröffnung ja immer sehr gerne, sobald Sie Ihre Feindbilder mit Ihrer Feministinnen-Rhetorik denunzieren. Siehe auch Hallo Charlotte (Roche), Hey Bushido, Liebe Bischöfin Käßmann etc. Nun denn.

Zu meinem Bedauern konnten wir leider unser Gespräch nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit führen, weshalb ich mich gezwungen sah, Ihnen dieses virtuelle Schreiben zu übermitteln. Vor ca. zwei Monaten machte ich eine große Entdeckung, als ich mitbekam, dass Sie Ihre Autobiographie veröffentlichen werden. Aber damit noch nicht genug. Zudem wollten Sie die Buchveröffentlichung in Berlin, im deutschen Theater vorstellen. Was für mich quasi ein Heimspiel bedeutet, wenn, ja wenn da nicht diese komische Gebühr im Wert von zehn Euro von nöten gewesen wären, um die Ikone und das Aushängeschild des Feminismus einmal live zu sehen.

Vielleicht hätte ich mir das sogar gegönnt, hätten wir im Vorfeld die Möglichkeit gehabt uns über Ihren Lebensweg zu unterhalten. Zur Erinnerung: Etwa 1 ½ Monate vor Ihrer Buchpräsentation ging eine Interviewanfrage von DNP heraus, in der wir Sie baten sich für unser Magazin 20.Minuten Zeit zu nehmen. Doch aus dem Vorhaben wurde leider nichts. Es kam nicht mal eine Rückmeldung. Das hat uns innerhalb der Redaktion ziemlich betroffen gemacht, schliesslich befinden wir uns mit unseren Magazinen doch beide an den Rändern des guten Geschmacks. Sie mit Ihrem Emma(nzen)-Blättchen, wir mit unserem Polit-Untergrundmagazin.

Ist Feminismus eigentlich ein Premium-Produkt geworden? Ich gebe zu, dass ich es zunächst für einen Tippfehler gehalten habe,allenfalls für ein Jahresabo der Emma, als ich gelsen habe, dass es zwei Ausgaben der Emma für erschwingliche zehn Euro zum Kennenlernenpreis gibt, anstatt der Marktüblichen 9,80 pro Heft! Sind Emma-Leserinnen previligierter als der Rest? Was sind das für Leute, die dafür ein Magazin kaufen, um Literatur aus dem letzten Jahrhundert zu lesen. Ehrlich gesagt finde ich den Feminismus, in seiner heutigen Form, überholt und abgestumpft. Aber dazu nächstes mal mehr.

Scheinbar sind Sie, liebe Frau Schwarzer, mit dem Feminismus salonfähig geworden, bzw. haben sich so sehr damit vermarktet, dass es für sie nicht mal mehr Ansätze des Fremdschämens gibt, wenn Sie Kolumnen für die auflagenstärkste Tageszeitung des Springer-Verlags schreiben. Wohlgemerkt, wenn man Jahrzente lang für die Rechte der Frauen kämpft, gegen Unterdrückung und den ganzen anderen Unfug, macht man sich schon sehr unglaubwürdig, wenn sich zehn Zeilen unterhalb Ihrer Kolumne, Angelina aus Baden-Baden von ihrer allerbesten Seite zeigt. Warum geben Sie dann nicht gleich dem Playboy noch ein Interview? Gut zahlen sollten die doch wohl können.

Die Schlussfolgerung ist ziemlich simpel. Sie haben sich verkauft. Sie haben sich als Produkt an die Mechanismen des Geschäfts verkauft. Läuft Ihr Magazin denn so schlecht, dass Sie jetzt bereits Autobiographien und Arrangements bei anderen Zeitungen und öffentlich-rechtlichen Sendern verkaufen müssen? Da sind mir meine Gebühren-Gelder zu schade, als dass ich sie jede Woche bei Maischberger sitzen sehen muss. Wobei selbst bei Themen, zu denen sie gar keinen Bezug haben, eingeladen werden. Wortstark meldet sich dann Meinungsmacherin Schwarzer zu Wort und verkündet zum Thema Guttenberg, dass „Titelsucht ein deutsches Phänomen“ sei. Wo soll das noch enden? Wie weit sind Sie noch bereit die Grenzen des guten Geschmacks auszureizen?

So viel zu Ihnen. Nächste Woche kommt der Feminismus.

Lars Flinter

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen