Montag, 21. März 2011

Gutt-Bye

Seit mehreren Wochen steht Guttenberg nicht mehr an der spitze der politischen Agenda in Deutschland. Grund genug für uns einmal die ganze Plagiats-Affäre rückwirkend zu betrachten und ein Fazit zu ziehen über Guttenberg und die Haargel-Lobby.

Keine Frage, Guttenberg zählte lange Zeit zu einem Politiker-Typus, den man zuletzt bei Gerhard Schröder sah: Ehrlich, loyal und mit einem breit reflektiertem Charisma, welches eine große Rückendeckung in der Bevölkerung genoss. Der Unterschied zwischen beiden wird aber in ihrer Konsequenz und auch ihrer politischen Verantwortung deutlich. Während Guttenberg zunächst mit allen Mitteln versuchte sich sein politisches Erbe und seinen Drei Wetter Taft Deal mit Schwarzkopf zu erhalten, erkannte Schröder die politische Strömung innerhalb seiner Partei, die im Zusammenhang mit der Agenda 2010 für ein Misstrauensvotum, inklusive Neuwahlen sorgte. Schröder zog die Bundestagswahl vor, obwohl er sie nicht gewinnen konnte. Anders Guttenberg. Wie ein Kind im Sandkasten dem die Backform weggenommen wurde, versuchte er mit allen Mitteln den Status als König auf dem Spielplatz wieder einzunehmen.
Zunächst leugnete er ein bewusstes täuschen und wies sämtliche Vorwürfe von sich. Nachdem der Vorwurf von über 200 nicht gekennzeichneten Abschriften hervorkam, die Beweislast in also zu erdrücken schien, gestand er erste Fehler ein. Die Frage, ob man hier eine zu keinem Zeitpunkt bewusste Täuschung vorliegen hat, stellt sich innerhalb des Sachverhalts nicht. Wenn ich über 200 Plagiate begehe, brauche ich mich nicht mit „handwerklichen Fehlern“ rechtfertigen.

Die zweite Alibi-Nummer verschaffte er sich mit seiner Familie und beruflichen Verpflichtungen „Ich war so hochmütig zu glauben, dass mir die Quadratur des Kreises gelingen würde.“. Er sei bei dieser Arbeit gescheitert in dem Versuch, Familie und Karriere zu verbinden. Den Stein der Weisen hatte er jedenfalls nicht dabei, für mich klingt das weiterhin sehr nach „Ich habe gedacht, ich käme damit durch“ und dass nach Hochmut kein Aufstieg kommt, wird er nun auch wissen. Warum man als Adeliger auch noch einen Doktor-Titel benötigt, sei einmal dahingestellt.
Interessant war auch zu sehen, wieviel Rückendeckung er seitens der Bevölkerung hatte. Er besaß eine Integrität an die die Menschen geglaubt haben. Schlimmer noch, sie tun es nach wie vor. Unfassbar, wie verblendet sich viele im Zuge der Plagiatsaffäre verhalten haben. Hätte man Guttenberg den Golf-Krieg in die Schuhe geschoben, er würde wohl politisch immer noch nicht absaufen, so groß war seine Lobby. Das Guttenbergs Sympathie nach dieser Affäre sogar noch zugenommen hat, lässt viele Fragen offen. Vermehrt wurden in Social-Media Plattformen die Pro-Guttenberg Rufe lauter. Ein wilder Haufen neurotischer CSU-Anhänger, die sich einen neuen Franz Josef Strauß zurückwünschen, bleiben da nicht lange fern. Schließlich zeige er ja „menschliche Züge“ und das ein „Mensch auch Fehler machen könne.“. Allein, er wollte die Konsequenzen nicht tragen.
Da half auch die Rechtfertigungs-Rhetorik der völlig indisponierten Bundeskanzlerin Merkel nicht weiter, die argumentierte,sie habe ja „keinen wissenschaftlichen Assistenten eingestellt.“.

Was bleibt von Guttenberg. Ein Denkmal für die Wissenschaft hat er wohl nicht setzen können. Wenn ich als Student ein Plagiat begehe und darüber hinaus am Ende meiner Arbeit eine eidesstattliche Erklärung unterschreibe, dass ich die Arbeit aus meinen wissenschaftlichen Kenntnissen heraus geschrieben habe, dann kann ich für so ein Vergehen auch strafrechtliche Konsequenzen erleiden. Meine gesamte wirtschaftliche Basis wäre verflogen. Die Existenzgrundlage die ich daraus beziehe, erhält mich für mein gesamtes weiteres Leben. So sollte es auch bei Guttenberg sein. Insofern stellt sich auch die Frage nach einer Rückkehr nicht. Nachdem er die politischen Konsequenzen gezogen hat, sollte sich zu Guttenberg eine andere Beschäftigung außerhalb von Politik und Wirtschaft suchen.

Guttenberg, abtreten.

Neben Guttenberg gab es aber noch zwei weitere "Verlierer". Zum einen die Universität Bayreuth. Durch Guttenbergs Rücktritt hielt es die Universität nicht für nötig, den Sachverhalt lückenlos aufzudecken. Aber warum? Für die Aufarbeitung und einen endgültigen Schlussstrich hätte die Uni Bayreuth sich mehr mit der Dissertation auseinandersetzen müssen und zeigen sollen, dass die gegebenen Fehler auch seitens der Universität eingestanden werden.
Den zweiten traurigen Höhepunkt setzte Alice Schwarzer. Nachdem die Feministin mehrere Wochen sehr glaubhaft für die BILD-Zeitung vor Kachelmanns Zelle stand und im Gerichtsprozess die mediale Aufmerksamkeit genoss, schaffte sie es abends  noch in die Polit-Sendung von Anne-Will. Dort wechselte der Guttenberg Streit hauptsächlich zwischen Monika Hohlmeier (CSU) und Karl Lauterbach (SPD). Zwischendrin: Alice Schwarzer, die wohl selbst nicht so ganz wusste, wie sie Stellung beziehen sollte. Außer dem vermehrten Hinweis, dass sich die Klägerin in der Opferrolle befindet, unabhängig der nicht geklärten Schuldfrage, wurden die eindimensionalen Aussagen nur von wenigen Lichtblicken begleitet. Immerhin: Einen Farbtupfer, wenn auch in dunkelgrau, brachte sie dann doch noch in die Debatte mit ein. Kernaussage: „Titelsucht ist ein deutsches Phänomen.“ - Danke Alice!

Denny Neidhardt 

Mittwoch, 16. März 2011

DNP zieht um.

Liebe Freunde, liebe Feinde,
nachdem vermehrt Komplikationen mit der ursprünglichen Homepage auftraten, haben wir uns entschlossen, dass wir von nun an unsere Ankündigungen über einen Blog kund tun werden. Die Vorteile liegen auf der Hand: Keine Werbung an der wir nichts verdienen und noch mehr Interaktion mit unseren Lesern.
Als kleines Umzugs-Bonbon haben wir für euch eine erste kleine Leseprobe für das Magazin, welches am 18.04.2011 auf den Markt kommen wird.

Auszug aus Der nette Nachbar von nebenan.


Sie sieht ja eigentlich ganz freundlich aus. Sie steht auf der Straße und geht offenherzig den Leuten entgegen, spricht ihnen Mut zu und verteilt Flyer. Marine Le Pen ist Vorsitzende der französischen Rechtsextremisten und Tochter jenes Jean-Marie Le Pen, der Gaskammern nur für ein Detail in der Geschichte des Zweiten Weltkriegs hält und der an die Ungleichheit der Rassen glaubt. Er sei kein „Fremdenfeind, aber ein Franzosenfreund“, sagte er einmal. Ihre Partei, die „Front National“ (FN), hat, obwohl erst 1972 gegründet, ihre Wurzeln aus dem deutsch-französischen Vichy Regime, dass zwischen dem französischen Marschall Pétain und Hitler geschlossen wurde. Sie unterstützten Vorhaben die Kolonien zu erhalten und haben bis heute beste Beziehungen zur NPD und Pro Köln. Anders als die deutschen Kleinparteien ist die FN jedoch voll im französischen Parteiensystem integriert.


Rückblende: 2002 standen die Präsidentschaftswahlen an. Frankreichs Wirtschaft boomt zu diesem Zeitpunkt nach 5 Jahren „Cohabitation“ mit einem konservativen Präsidenten Jacques Chirac und einem sozialdemokratischen Premierminister Lionel Jospin. Das ganze Land erwartet ein Kopf an Kopf Rennen zwischen den beiden um das Präsidentenamt. Jospin ist überzeugt mit seinen Wirtschaftszahlen und einem freundlichen Lächeln die Wahlen für sich entscheiden zu können. Er sollte sich jedoch täuschen. Es kommt zu einer Protestwahl aufgrund der starrsinnigen EU Politik der Koalition und anstatt Jospin, befindet sich Le Pen in der Stichwahl gegen Chirac, die dieser allerdings klar gewinnen konnte. Dennoch waren die 16% für Le Pen mehr als ein Ausrufezeichen für die freiheitlich-demokratische Grundordnung des Landes.[..]
 
Lars Flinter