François Hollande war der strahlende
Sieger des ersten Wahlgangs um das Präsidentenamt in Frankreich. Mit
annähernd 29% fuhr er einen symbolisch wichtigen Erfolg ein und
ebnete sich somit den Weg für eine absolute Mehrheit im zweiten
Wahlgang gegen Amtsinhaber Nicolas Sarkozy.
Der wahre Sieger des ersten Urnengangs
hieß jedoch Jean-Luc Mélenchon. Seine Kandidatur für die
Linksfront kostete der rechtsextremen Kandidatin Marine Le Pen
entscheidende Stimmen im Arbeiterlager, die sie auf Augenhöhe mit
Hollande und Sarkozy gebracht hätte. Als abtrünniger Sozialist der
seine eigene Partei gründete, schaffte er es bei seiner ersten Wahl
direkt auf 11,7%, die im Vergleich zu den ihm vorhergesagten 15% als
enttäuschend wenig erscheinen. Kein anderer Kandidat hat es jedoch
geschafft im französischen Wahlkampf mehr zu polarisieren. Mehr als
200.000 Anhänger konnte er für seine Rede am historisch
symbolträchtigen Place de la Bastille versammeln. Sarkozy und
Hollande kamen bei ihren Auftritten in Paris auf je weniger als
100.000. Er nahm das Programm von Marine Le Pen wie kein anderer
Kandidat auseinander und offenbarte ihre Schwächen, gleichzeitig
stellte er seine Kontrahentin so sehr bloß, dass diese sich in einem
Rededuell im französischen Fernsehen vor laufenden Kameras weigerte
mit ihm weiter zu diskutieren. Moderatoren warf er bei unbequemen
Fragen vor ihm nicht richtig zuzuhören, oder er beantwortete diese
mit bissigem Sarkasmus.
Sein Programm lässt sich in drei
Punkten zusammenfassen: Kampf gegen Rechtsextremismus, gegen das
internationalen Finanzsystem und für das Inkrafttreten einer neuen
Verfassung. Seine Parolen wie „Lasst uns die Macht übernehmen“,
oder „Platz für das Volk“ überzeugten die Wähler, die in
einigen Départements mit 23% für ihn stimmten. Somit konnten zum
ersten Mal seit 1981 wieder zwei Kandidaten der Linken auf ein
Wahlergebnis von über 10% kommen. Damals war es der Kandidat der
Kommunistischen Partei, die später eine Regierung mit den
Sozialisten unter Mitterrand bildete.
Am Wahlabend zeigte sich Jean-Luc
Mélenchon kämpferisch. Er habe recht behalten mit der Wichtigkeit
seiner Kampagne gegen Marine Le Pen. Nun müsse die Linksfront
ihren Weg fortsetzen und ihre gewonnene Macht gegen ein von Merkel
und Sarkozy dominiertes Europa und für mehr Einkommensgleichheit
einsetzen. Abschließend rief er seine Wähler auf sich für François
Hollande zu mobilisieren, wie sie es für ihn getan hätten. Das Ende
der Herrschaft des Regenten Sarkozy?
Nino Zebiri
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