DNP
*01.01.2011
– †10.08.2012
Es geschah zu Beginn des Jahres 2011,
als ich mich dazu berufen fühlte die deutsche Zeitungs- und
Zeitschriftenbranche zu attackieren. Weichgespült vom
Boulevardjournalismus der Springer Publikationen, vertretend durch
die Bild-Zeitung, mit einhergehendem Arrangement der Alice Schwarzer
im Fall Kachelmann, brachten für mich das Fass endgültig zum
Überlaufen. Was zunächst in der Idee wurzelte ein Männermagazin zu
publizieren und einen Gegenspieler zu Alice Schwarzer darzustellen,
entwickelte sich kurze Zeit später als studentisches Politmagazin.
Inspiriert durch die Härte und Kompromisslosigkeit der Larry Flynt
Publications (LFP), diente mir mein publizistische Vorbild zur
Adaption bei der Namenswahl meines Magazins. DNP wurde
geboren.
Heute, 20.Monate später, wird das
Projekt DNP beendet.
Angetreten sind wir mit dem Ziel eine
freie und unabhängige Presseberichterstattung zu gewährleisten. Die
Leidenschaft für Print-Publikationen brachte einen kleinen Kreis von
Schreibern zusammen, die ihre Vision vom ewig-lebenden
Untergrundmagazin wahr werden lassen wollten. Gleichermaßen wollten
wir unsere Leitmotive ehrlich-direkt-polarisierend nach bestem
Gewissen vertreten. Das gelang an manchen Stellen gut, an anderen
weniger.
Die Anfänge
Mit wöchentlichen Blogbeiträgen zum
politischen Geschehen, äußerte sich das Redakteursteam sehr
kritisch gegenüber dem Arrangement zwischen Alice Schwarzer und der
Bild-Zeitung, man sprach sich gegen ein NPD-Verbotsverfahren aus und
rechtfertigte Panzer-Lieferungen (Leopard 2) nach Saudi Arabien. Das
alles geschah nicht mit der Absicht vorgefertigte Ideologien zu
repräsentieren und ein politisches Spektrum zu vertreten, sondern
für ein breit gefächertes und polarisierendes Meinungsspektrum,
abseits des Mainstreams, zu sorgen und einzutreten. DNP konnte
sich zu keinem Zeitpunkt darauf berufen erstklassige Journalisten in
das Team zu holen und zu bezahlen. Der ideologische Wert unserer
Beiträge war bei weitem wichtiger als ein journalistisch
einwandfreier Text – viele haben das leider in ihrer Beurteilung
nicht gesehen. Die Rechenschaft über geschriebene Inhalte, waren
sich die Redakteuere selbst schuldig. Das betrifft sowohl die freie
Themenauswahl, als auch die Art der Darstellung. Weg von
redaktionellen Leitsätzen, gab es nur drei Fragmente, die in jedem
Artikel wiederzuerkennen sein sollten: ehrlich-direkt-polarisierend.
Das erste Heft
Im Mai 2011 folgte dann die erste
Print-Publikation (Der Kampf um die Meinungsfreiheit – von Larry
Flynt bis Julian Assange) mit einer Auflage von 100 Exemplaren.
Schnell wurde die erste Ausgabe zum Kultobjekt. Nicht zuletzt wegen
der Schwarzer-Debatte im Zusammenhang mit der Kachelmann-Affäre,
schaffte DNP den Durchbruch. In diesem Artikel spiegelte sich genau
das wieder, wofür DNP stehen wollte. Sich selbst gegenüber ehrlich
zu sein und den Text an die Grenzen des erträglichen zu formulieren.
Die erste Erleichterung setzte ein. Doch in den darauf folgenden
Monaten klaffte immer wieder eine große Spanne zwischen Anspruch und
Wirklichkeit. Bis dahin war DNP ein geerdetes Magazin, jenseits von
Verpflichtungen und gesellschaftlichen Normen. Doch der zunehmende
Druck von außen und die große Erwartungshaltung was das zweite Heft
betraf, schienen zu groß zu sein. Die Messlatte die wir uns selbst
auferlegt hatten, schien nicht mehr zu überspringen zu sein.
Der zweite Anlauf
Kurz bevor DNP in sich
implodierte, kam neue Unterstützung von außen. Der Blog kam wieder
ins Rollen und erreichte über ein halbes Jahr lang 900 Seitenaufrufe
pro Monat. Die Signale wurden von allen vernommen und schon bald
formierte sich ein neues Team, auch mit altbekannten Gesichtern, das
im Mai 2012 die zweite Print-Ausgabe (Die Afghanistan-Lüge)
der DNP veröffentlichte. Das Feedback hielt sich in Grenzen,
genauso wie die Verkaufszahlen. Spätestens jetzt wurde klar, dass
der zeitliche Aufwand und die Begeisterung nicht mehr ausreichen
würden, um das Magazin professioneller zu führen und es auf die
nächste Ebene zu heben. Und das Projekt noch weiter künstlich am
Leben zu erhalten, wäre unserer nicht würdig gewesen. Deshalb
halten wir es lieber getreu nach Kurt Cobain: It's better to burn
out than to fade away.
Deutschlands erstes und einziges
Polit-Untergrundmagazin ist Geschichte.
Was bleibt?
Neben einigen noch nicht verkauften
Heften wird von DNP wohl wenig, außer der Gewissheit übrig bleiben,
dass die ideellen Werte von DNP immer im Vordergrund standen und
diese auch gleichzeitig ein Band zwischen allen Beteiligten
geschmiedet haben. Die Erfahrung die uns durch dieses Heft eint, kann
uns niemand mehr nehmen. Vielleicht wird man sich in 10. oder 20.
Jahren das Heft hervorholen und demütig, aber mit einem leichten
lächeln, an diese Zeit zurückdenken.
Nachwort
Ich möchte allen Danken, die aktiv bei
DNP mitgewirkt und publiziert haben. Auch allen Unterstützern,
sei es finanziell oder ideell, möchte ich meinen Respekt
aussprechen. Ihr habt DNP erst so weit getragen und zu dem
gemacht was es war.
Zum Schluss möchte ich noch einigen
Wegbegleitern speziell danken.
Noch bevor das erste DNP Heft
fertig gedruckt war, gab mir das studentische hsf-Radio die Chance
Werbung für mein Magazin zu machen. Dabei lernte ich Aaron Thieme
kennen, der seit diesem Interview beim ISWI Talk ein wertvoller Input
für DNP geworden ist.
Benjamin Schaller, den ich durch das
Studium kennenlernte, war von der ersten Stunde an dabei und war,
nicht zuletzt durch seine wertvollen und regelmäßigen Beiträge, ein
konstanter Eckpfeiler bei DNP.
Ebenfalls danken möchte ich Nino
Zebiri. Trotz der geographischen Entfernung hatte ich nie bedenken,
dass ich mich auf Dich und Deine qualitativ sehr guten
Auslandsbeiträge, verlassen kann.
Danke für Eure Hingabe und
Freundschaft!
Venceremos!
Denny Neidhardt
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