Sonntag, 15. Januar 2012

Als es mir zu wulff wurde

Noch vor dem Jahreswechsel meinte der Bundespräsident seine bis dahin scheibchenweise herausgegebenen Informationen würden ihn schon retten und in einem Jahr sei alles vergessen.
Vergessen scheint der Bundespräsident a.D. in spe, dass er keine Leiche, sondern einen ganzen Friedhof im Keller hat, die für sich genommen jedes Kabinettsmitglied der Standbildregierung-Merkel das politische Genick brächen.

Genau wie die Medien, Die ZEIT, die Allgemeinheit und meine Wurstfachverkäuferin habe auch ich aufgehört mir zu merken, was genau wie chronologisch vorgefallen ist. Ab wann er meinte das Bauernopfer seines jahrelangen PR-Sprechers, der ihn politisch treu wie ein Sherpa zum Ministerpräsidenten und dann ins höchste Amt des Staates geführt hat, sei genug für einen Telefonausraster. Der BILD Krieg zu erklären. Ein weiterer besonders blöder Schachzug des Christian Wulff.


Als die Flugmeilen ins Gespräch kamen, wurde es mir zu wulff. („Zu wulff werden“: ein unerträgliches Maß an nicht unterhaltsamer Medienpräsens einnehmen.)
Müssen wir jetzt noch vier wulffe Jahre durchhalten bis wulff Wulffs Amtszeitende. Ein Endzeitendeszenario, das von mir nur durch dieses unfuckin unwulffsche Alternativende ersetzt werden kann:
Für die Zeit bis zum Ende der Amtszeit erklärt Frau Dr. Causa Merkel ein Moratorium über die Causa-Wulff bis die FDP die Parteienförderung aufgrund zu geringer Mitgliederzahlen verweigert wird und die politischen Probleme um die Standbildkanzlerin sich wieder einmal von selbst lösen.

Frau Bettina wird fälschlich des Hitler-Grußes beim polnischen Staatsbesuch in Berlin bezichtigt und kommt in U-Haft. Die VW-Anleger bekommen das Wulffsche Reihenhaus aus Freundeskrediten zugesprochen. Peter Zwegat erklärt der hochverschuldeten Patchwork-Familie, dass sie die Freunde ab sofort nur noch auf Staatskosten zu sich zum Übernachten ins Schloss Bellevue einladen sollen. Final zur Schuldenbekämpfung ziehen die Wulffs ins Dschungelcamp bei RTL.

Der Flug in der Einpropeller-maschine lässt den Präsidenten politisch unbeschadet in der neuen Urwaldresidenz landen, denn ein Upgrade mit Staatsmeilen ist in dem kleinen Flugzeug nicht möglich und die australischen Behörden haben versprochen ihn am Ende wieder den deutschen Steuerbehörden auszuliefern.
Wulff kämpft sich zurück in die Herzen der Bundesbürger durch seine offenen Reuebekundungen, und seine übertrieben ausgespielte Opferrolle, die er den Anrufen der kompletten BILD-Redaktion für die täglichen Dschungelprüfungen verdankt. Zusammen mit Guido Westerwelle knabbert sich der eingefleischte Überlebenskämpfer durch die Kangaroohoden.

Auch die wutentbrannten Entgleisungen und Kriegserklärungen in der TV-Box können dem schrulligen Ex-Eigenheimbesitzer nichts mehr anhaben.
Der Aufstieg des ehemaligen Präsidenten ist unaufhaltsam als Daniel Kübelböck ihm in einer Co-Produktion mit Dieter Bohlen die Hauptrolle in der Politikkomödie „Einer flog übers Eigenheim“ anbietet. Siegreich kehrt der Wuttelefonist Heim in das staatlich bezahlte 20m²-Appartment im Hannoveraner Süden.


Die BILD titelt am Ende des Madenwettessens groß vom Sieg des Dschungelpräsidenten und unter dem Falt rekelt sich Bettina mit dem vom Nochehemann so viel gepriesenen Tattoo als BILDGIRL. Vergessen ist der Drohanruf an die Redaktion und offiziell in der BAMS erzählt der Dschungelpräsident von der neugefundenen Redlichkeit und dem Wertesystem, von dem schon Angela Merkel fantasierte, als er noch in seinem langweiligen Reihenhausjob festsaß. Er spricht über seine neu gefundene Freiheit und wie sehr er sich für Exfrau Bettina und den Vorjahressieger Vincent Raven freut, die in der Schweizer Eigenheimberghütte der Geburt des gemeinsamen Nachwuchs Azrael-Corax Körner-Wulff-Raven entgegen fiebern.
Plötzlich Single entscheidet sich der Dschungelpräsident sich das neue Fernsehangebot anzunehmen und den begehrten Junggesellen in der RTL-Serie „Der Bachelor“ zu mimen.


Eine Causa-Merkel ist nie entstanden. Die betagte Elder Statesmännin versicherte dem Dschungelpräsidenten eine erstklassige Gesangskarriere unter der erfahrenen Anleitung des Musikproduzenten und Vorjahreszweitplazierten im Dschungelcamp Ailton. Merkel „ wiederhole gerne noch einmal, dass [sie] die Arbeit des [Dschungel]Präsidenten schätze“ und „glaub[t] er hat in den vergangenen Tagen und Wochen gezeigt, dass er auf viele [Dschungel]Fragen eine Antwort gegeben hat.“ Weiter sagt die Standbildkanzlerin, „Sollte es neue Fragen geben bin ich davon überzeugt, dass er sie genauso beantworten wird und deshalb hat meine Wertschätzung bestand und ich freue mich morgen auf den Neujahresempfang.“
Und so fängt die Geschichte an.

Matthias Morrkopf

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